Sa., 23.07.2016 , 07:37 Uhr

2300 Einsatzkräfte in München - 18-Jähriger erschießt neun Menschen

Ein Mann schießt an einem Einkaufszentrum in München um sich, tötet neun Menschen und richtet sich selbst. Warum? Nach einer Nacht im Ausnahmezustand sind noch viele Fragen offen.

++++In unserem Ticker fassen wir immer die Meldungen zusammen++++

Die neueste Zusammenfassung finden Sie unter diesem Link:

Zehn Tote in München – Rätsel über das Motiv des Attentäters

 

 

München – München unter Schock: Neun Menschen werden am Olympia-Einkaufszentrum erschossen, 16 weitere verletzt. Am Freitagabend spricht die Polizei zunächst von einer Terrorlage. 2300 Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Busse und Bahnen stellen den Betrieb ein. München ist im Ausnahmezustand. Über Stunden ist unklar: Wieviele Täter gibt es und wo sind sie? Die Entwarnung kommt in der Nacht: Die Polizei geht davon aus, dass der mutmaßliche Schütze, ein 18-jähriger Deutsch-Iraner, allein gehandelt hat. Er hat sich selbst getötet.

 

Am frühen Samstagmorgen tritt Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä vor die Presse. Die Ermittler sind überzeugt: Der 18-Jährige feuert die ersten Schüsse am frühen Abend in einem Schnellrestaurant ab, anschließend schiesst er an dem Einkaufszentrum aus seiner Pistole und ergreift die Flucht. Nach der Bluttat stellt ihn früh eine Zivilstreife, die auch auf ihn schießt. Unklar bleibt bislang, ob der 18-Jährige dabei auch getroffen wurde. Seine Leiche wird etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt in einer Nebenstraße gefunden. Dort wird auch eine Pistole sichergestellt.

 

 

Von weiteren Tätern geht die Polizei inzwischen nicht mehr aus. Am Freitagabend wurde zeitweise nach drei möglichen Tätern mit Gewehren gefahndet. Weiter ungeklärt sind am Samstagmorgen die Hintergründe der Bluttat und das Motiv. War es ein Terrorakt oder ein Amoklauf? Polizeipräsident Andrä sagt: «Wir gehen momentan von einer Schießerei aus.» Bis in die frühen Morgenstunden gibt es keine Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund.

 

Es gibt in der Nacht noch nicht viele Informationen zum mutmaßlichen Täter. Der Deutsch-Iraner soll zuletzt mehrere Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt gelebt haben. Der Polizei war er bislang noch nicht aufgefallen. Sie geht aber davon aus, dass es sich bei einem Mann, der auf einem im Internet kursierenden Video auf einem Parkdeck zu sehen ist, um den Täter handeln könnte. Polizeipräsident Andrä ruft die Bevölkerung noch einmal auf, den Ermittlern mögliche weitere Handy-Videos vom Tatort zur Verfügung zu stellen. Dies helfe dabei, den Ablauf der Tat zu klären.

 

Zum Schluss das Wichtigste
Wir sind in Gedanken bei allen Verletzten und Angehörigen und trauern mit ihnen um die Toten#Schießerei #münchen

— Polizei München (@PolizeiMuenchen) 23. Juli 2016

 

Nach den Schüssen am Olympiazentrum war in manchen Teilen der Stadt Panik ausgebrochen in Teilen der Stadt. Das Hauptaugenmerk habe nach den Schüssen vor allem darauf gelegen, die Sicherheit in München zu gewährleisten, sagt Andrä. Darum warnte die Polizei am Freitagabend vor einer «akuten Terrorlage», die Landeshauptstadt rief den «Sonderfall» wegen einer «Amoklage» aus. Und: Die Polizei forderte die Anti-Terror-Einheit GSG 9 des Bundes und Spezialeinheiten aus mehreren anderen Bundesländern an.

 

Der öffentliche Nahverkehr – U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen – wurde in der Stadt für mehrere Stunden komplett eingestellt, auch der Zugverkehr stand still. Der Münchner Hauptbahnhof wurde evakuiert, Ärzte und Schwestern wurden in die Krankenhäuser gerufen. Restaurants in der Innenstadt schlossen aus Sicherheitsgründen.

 

 

Mehrere Fehlalarme und Gerüchte im Internet sorgten für zusätzliche Angst auf den Straßen. Unklar war anfangs, ob es in der Innenstadt eine weitere Attacke gab. Auch dort rückten schwer bewaffnete Polizisten aus, nachdem Menschen schreiend und in Panik geflohen waren. Ein Polizeisprecher sagte später, zahlreiche Hinweise per Notruf über Schusswechsel an anderen Stellen der Stadt hätten sich nicht bestätigt.

 

Die Landeshauptstadt forderte die Bürger nach den Schüssen zunächst per Smartphone-Warnsystem Katwarn auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Facebook aktivierte den «Safety Check» («Sicherheitscheck») für München. Damit können Bewohner darüber informieren, dass sie in Sicherheit sind. Etliche Münchner twitterten den Hashtag #OffeneTür, um anderen Menschen Unterschlupf zu gewähren.

 

 

Vor Journalisten sprach Polizeipräsident Andrä vom bisher schwersten Tag seiner Karriere. «Das Geschehen von gestern Abend und heute Nacht macht uns traurig, sprachlos, und die Gedanken sind insbesondere jetzt auch bei den Opfern», sagte er.

 

Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich bestürzt: «Der mörderische Angriff in München entsetzt mich zutiefst.» In Gedanken sei er bei allen Opfern und bei allen, die um einen geliebten Menschen trauerten oder fürchteten. Kanzleramtsminister Peter Altmaier sagte im ZDF: «Wir dürfen nicht zulassen, dass die Terroristen ihr Ziel erreichen, nämlich unsere Gesellschaft zu verunsichern.»

 

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ordnete nach dem Attentat für Samstag Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden an. Für diesen Samstag (11.00) berief der Regierungschef eine Sondersitzung seines Kabinetts ein. In Berlin sollte das Bundessicherheitskabinett am Samstag tagen. Ihm gehört auch Innenminister Thomas de Maizière (CDU) an – er unterbrach bereits zum zweiten Mal in dieser Woche seinen Urlaub, um am Samstag nach München zu kommen. Schon nach dem Axt-Angriff von Würzburg war er zurückgekehrt. «Es ist schrecklich und gänzlich unfassbar, was in München passiert ist‎», sagte de Maizière.

 

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 14.02.2025 Anlaufstellen für Betroffene und Zeugen Nach dem Anschlag in München am Donnerstag, den 13. Februar 2025, stehen verschiedene Hilfsangebote für Opfer, Angehörige und Trauernde zur Verfügung: Nach dem tragischen Anschlag in München steht der Kriseninterventionsdienst RUF24 der Stiftung AKM bereit, um Betroffenen und lebensbedrohlich verletzten Menschen Unterstützung zu bieten. Das Krisentelefon ist 24-Stunden jederzeit erreichbar: 0157 733 11 110 Außerdem 03.12.2025 Warum die Haustür wichtiger ist als Sie denken Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 zeigt: Einbrecher nutzen überwiegend leicht erreichbare Fenster und Fenstertüren, doch auch Haustüren (https://oknoplast.de/haustueren/) sind häufige Angriffsziele. Entscheidend ist die Widerstandsdauer. RC2-Türen halten einem Einbruchsversuch mindestens drei Minuten stand, RC3-Türen mindestens fünf Minuten. Das klingt nach wenig Zeit, doch genau diese Minuten machen den Unterschied: Die meisten Gelegenheitstäter geben bereits nach wenigen 02.12.2025 Pferdesport im Aufwind: Moderne Strategien für gesunde, leistungsstarke Turnierpferde Der Pferdesport erlebt in den vergangenen Jahren einen spürbaren Wandel. Turnierplätze, Trainingsanlagen und Reitställe sind nicht mehr nur Orte, an denen sportliche Höchstleistungen erwartet werden, sondern auch Schauplätze eines neuen Verantwortungsbewusstseins. Im Mittelpunkt stehen Sportpferde, die als Hochleistungssportler gelten und entsprechend umsichtig betreut werden. Gesundheit, Wohlbefinden und mentale Ausgeglichenheit sind zu zentralen Messgrößen geworden –