Berlin/Aichach – Mit höheren Investitionen in das Streckennetz der Deutschen Bahn hätte das Zugunglück im schwäbischen Aichach dem Fahrgastverband Pro Bahn zufolge vermieden werden können.
„Eine moderne Signaltechnik hätte das aller Voraussicht nach verhindert“, sagte Verbandssprecher Karl-Peter Naumann am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Heute gebe es bei elektrischen statt mechanischen Systemen sogenannte Gleis-besetzt-Meldungen. „Und es lässt sich dann auch nur mit großem Aufwand eine Einfahrt in das Gleis ermöglichen – im Fall einer Abschlepplok zum Beispiel“, sagte der Bahnexperte weiter.
Die Kripo schloss jedoch eine technische Ursache für das Unglück aus und geht von menschlichem Versagen des DB-Fahrdienstleiters aus. Die Bahn hält Stellwerke wie in Aichach für robust und verlässlich.
„Das Stellwerk in Aichach ist ja noch aus Kaisers Zeiten“, sagte der langjährige Bundesvorsitzende des Verbandes. Dort würden die Gleise noch mechanisch und nicht elektrisch gesteuert. „Wir finden solche Stellwerke noch relativ häufig. Da muss man letztlich der Politik einen Vorwurf machen, dass sie nicht gesagt hat, wir investieren das Geld in moderne Sicherheitstechnik bei der Bahn und nicht nur auf der Straße.“
Während die Modernisierung auf der Straße gut vorangegangen sei, sei das bei den Zweigstrecken der Bahn in einem sehr viel geringerem Maße passiert. „Es gibt eben noch ganz viele Strecken, die noch mit Sicherheitseinrichtungen ältester Bauart versehen sind“, sagte Naumann.
Am Montagabend war wenige Hundert Meter von dem Aichacher Bahnhof entfernt eine Regionalbahn auf einen stehenden Güterzug geprallt. Der 37 Jahre alte Lokführer des Personenzuges und eine 73 Jahre alte Passagierin starben, 14 Fahrgäste wurden verletzt. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt.
dpa