Do., 26.07.2018 , 12:01 Uhr

Großstädte fordern vom Freistaat mehr Unterstützung für Obdachlose

Bei seiner Audienz beim Papst hat Ministerpräsident Söder mehr Engagement für Obdachlose angekündigt. Jetzt will er sich bei Betroffenen und Helfern ein Bild von der Lage machen. Staatliche Unterstützung ist aus Sicht der Kommunen dringend nötig.

 

München – In bayerischen Großstädten gibt es immer mehr Obdachlose. Die Kommunen rechnen
damit, dass dieser Trend anhält. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Im Umgang mit Obdachlosen wünschen sich die Städte mehr Unterstützung von der Staatsregierung.

 

«Obdachlosenhilfe ist ausschließlich Sache der Kommunen. Deren Ausgestaltung wird vom Land komplett uns überlassen», sagte Dieter Maly, Leiter des Sozialamts in Nürnberg. Unterstützung vom Land sei bislang «Fehlanzeige». Der Sozialreferent der Stadt Augsburg, Stefan Kiefer, wünscht sich mehr Unterbringungsmöglichkeiten auf dem Land zur Entlastung der Städte. Er spricht sich für bayernweite Standards bei der Unterbringung von Obdachlosen aus. Auch im Sozialamt der Landeshauptstadt München heißt es, Unterstützung vom Land gebe es «derzeit nicht oder nur in begrenztem Rahmen».

 

Die Hälfte der Großstädte verzeichnet zunehmend mehr Obdachlose. Den größten Anstieg meldet die Stadt Nürnberg. Für das Jahr 2014 hatte sie noch 1550 Menschen gezählt, die in den Obdachlosenunterkünften im Stadtgebiet untergebracht waren oder etwa unter Brücken lebten; in diesem Jahr sind es laut Sozialamt der Stadt bereits 2020 Menschen. So präzise Zahlen gibt es in den anderen bayerischen Großstädten nicht. Diese registrieren lediglich die Zahl der Übernachtungen oder der Menschen in städtischen Obdachloseneinrichtungen.

 

Allerdings melden auch München, Würzburg und Erlangen eine Zunahme der untergebrachten Obdachlosen seit 2014. Die Städte München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg und Fürth rechnen zudem damit, dass die Zahl der Obdachlosen in den kommenden Jahren zunehmen wird. In Ingolstadt ist die Zahl laut Stadtverwaltung zwar konstant, doch die «Schwere der persönlichen Situation» von Obdachlosen habe zugenommen. Regensburg und Erlangen haben bisher keine Einschätzung zur Entwicklung der Obdachlosenzahlen.

 

Das bayerische Sozialministerium geht ebenfalls davon aus, dass sich die Zahl der Obdachlosen in Bayerns Großstädten in den vergangenen Jahren erhöht hat, verweist aber darauf, dass keine verlässlichen Angaben der Städte dazu vorlägen. Grundsätzlich seien die Kommunen für Obdachlose zuständig. Aber die Staatsregierung unterstütze sie etwa durch die Koordinierungsstellen Wohnungslosenhilfe Südbayern und Nordbayern – vor allem mit Beratung und Fortbildung von Ehrenamtlichen.

 

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im Juni nach einer Audienz bei Papst Franziskus mehr Engagement für Obdachlose angekündigt. «Ein so reiches Land wie wir sollte da mehr machen», sagte er. Auf Initiative von Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) trafen sich Anfang Juli Vertreter der Kirchen, der Kommunen, der Wohlfahrtspflege und der Bahnhofsmission zu einem runden Tisch. «Sowohl Ministerpräsident Markus Söder als auch Sozialministerin Kerstin Schreyer wollen sich des Themas Wohnungs- und Obdachlosigkeit verstärkt annehmen», teilte eine Sprecherin des Sozialministeriums mit.

 

Am Donnerstag (9.00 Uhr) besuchen Söder und Schreyer eine Einrichtung für Obdachlose in München. Dort wollen sie sich darüber informieren, welche Hilfe Menschen ohne festen Wohnsitz benötigen und wie deren Leben verbessert werden kann.

 

dpa

Obdachlosigkeit Söder

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