Dass Betrunkene Wiesnbesucher nach der Schließung der Festzelte schon mal über Hauptstraßen torkeln, ist in München nichts Neues. Dass manche aber gleich auf S- und ICE-Gleisen landen, schon. Bahn und Bundespolizei sind alarmiert.
München – Die allermeisten zieht’s ins Bett, manche allerdings ins Gleisbett – mit diesem heiklen Problem ist die Deutsche Bahn zunehmend während der Wiesn-Zeit konfrontiert. Nach Angaben der Münchner Bundespolizei haben sich in den vergangenen Tagen die Fälle gehäuft, in denen Besucher des Oktoberfestes im Vollrausch auf Bahnstrecken gelandet sind – mal, um schnell mal den Bahnsteig zu wechseln, mal zur besseren Orientierung auf dem Nachhauseweg. Für die Bahn sind solche Zwischenfälle fatal: Fast jedes Mal mussten betroffene Bahnstrecken für längere Zeit gesperrt werden.
Allein in der Nacht zum Freitag registrierte die Bundespolizei im Großraum München drei solcher Fälle: So hatte ein stark betrunkener, 26-Jähriger US-Amerikaner nach dem Wiesnbesuch versucht, am Münchner S-Bahnhof Daglfing die Bahnsteige zu wechseln. Statt der Unterführung nahm er jedoch den direkten Weg über die Gleise, ohne den herannahenden Güterzug zu bemerken. Der Mann hatte Glück: Der sofort bremsende Güterzug raste auf dem Parallelgleis heran – sonst wäre der Mann trotz Notbremsung überrollt worden.
Am S-Bahn-Haltepunkt Ottenhofen bei Erding begab sich in derselben Nacht im Anschluss an den Wiesenbesuch ein 31 Jahre alter Oktoberfestbesucher auf das S-Bahn-Gleis und marschierte Richtung Altenerding. Der stark betrunkene Belgier wurde nach dem Absuchen des Streckenabschnitts, an der auch ein Polizei-Hubschrauber beteiligt war, schließlich bei der Ortschaft St. Kolomann aufgegriffen und ins Wiesn-Camp in München-Riem gebracht.
Knapp zwei Stunden später alarmierte der lebensgefährliche Ausflug eines sturzbetrunkenen 20-Jährigen auf dem Gleisbereich in Höhe der Hackerbrücke unweit des Münchner Hauptbahnhofs die Bahnpolizei. Wegen des Mannes, der ebenfalls vorher auf der Wiesn kräftig gezecht hatte, musste eine S-Bahn eine Schnellbremsung einleiten. Auch hier mussten Bahn-Fahrgäste wegen des «gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr» Verspätungen in Kauf nehmen. Bereits am Donnerstag war es nach Bahnpolizei-Angaben zu etlichen Gleissperrungen gekommen, weil sich «Personen unerlaubt auf Bahnstrecken aufgehalten» hatten.
dpa