Mo., 20.07.2015 , 15:08 Uhr

Lehrer fordern Task-Force für Flüchtlingskinder an Schulen

Im September beginnt auch für Flüchtlingskinder die Schule. Mit etwas Glück landen sie in einer Übergangsklasse, wo sie fit gemacht werden für den Regelunterricht. Doch das Angebot reicht bei weitem nicht aus, warnen Verbände und fordern dringend mehr Geld und mehr Lehrer.

Angesichts des hohen Zustroms an jungen Flüchtlingen fordern die bayerischen Lehrerverbände mehr Mittel für den Schulunterricht. «Wir brauchen vor allem mehr Personal, das auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder eingehen kann», sagte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, am Montag in München. Psychologen und Dolmetscher seien ebenso notwendig wie Lehrer für Deutsch als Zweitsprache. Der Nachtragshaushalt müsse zum Großteil in den Bildungsbereich fließen, auch der Kultushaushalt müsse für mehr Einstellungen von Lehrern erhöht werden.

 

 

Vertreter aller Schularten forderten in einer gemeinsamen Erklärung eine Arbeitsgruppe des Kultusministeriums mit den Lehrerverbänden sowie eine Task-Force aus Fachkräften, die schnell und unkompliziert aushelfen könnte. Hierfür könnten nach Ansicht der Verbände arbeitslose Junglehrer geschult werden. Wie viele Lehrer nötig wären, ist nach Ansicht der Verbände schwer einzuschätzen.

 

 

«Es kann nicht sein, dass wir junge Menschen aufnehmen und sie dann nur in die Klasse hineinsetzen, damit sie aufgeräumt sind», sagte die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände (abl), Ursula Lay. Viele Flüchtlingskinder seien traumatisiert, manche hätten noch nie eine Schule besucht. Die Vorstellung, die Hilfe für Flüchtlinge aus vorhandenen Mitteln zu bestreiten, nannte Lay absurd. Der Bildungsetat sei bereits jetzt unterfinanziert. Auf keinen Fall dürften die Themen Flüchtlinge und Bildung gegeneinander ausgespielt werden. Das würde den sozialen Frieden in Bayern gefährden.

 

„70 Prozent können nicht beschult werden“

 

Erst am Wochenende hatte das Kultusministerium wegen der hohen Zahl an Flüchtlingen und Asylbewerbern die Prognosen für die Entwicklung der Schülerzahlen kräftig nach oben korrigiert. Die von den Lehrern gewünschte Task-Force wird es nach Auskunft des Kultusministeriums dennoch vorerst nicht geben. Man wolle aber im Dialog mit den Lehrern gemeinsam sehen, wo man helfen könne, sagte ein Sprecher. Laut Ministerium gibt es in Bayern 375 Übergangsklassen mit insgesamt 6200 Schülern – zu Schuljahresbeginn im vergangenen September waren es noch 240 Klassen. An den Berufsschulen stieg die Zahl der Klassen für Flüchtlinge und Asylbewerber von 180 auf 260. Im kommenden Schuljahr will das Ministerium mit Hilfe von 147 Lehrerstellen die Zahl der Klassen auf insgesamt 440 erhöhen.

 

 

Nach Auskunft des Verbandes der Lehrer an Beruflichen Schulen (VLB) bieten bayerische Berufsschulen zwar eine sehr gute Ausbildung an. Sie können aber derzeit nur einen Teil der schulpflichtigen Flüchtlingskinder aufnehmen. «70 Prozent können nicht beschult werden», berichtete der VLB-Landesvorsitzende Jürgen Wunderlich. Viele säßen deshalb in Deutschkursen oder würden von Ehrenamtlichen unterstützt. «Schlimmstenfalls haben sie nichts zu tun.» Als Grund nannte Wunderlich unter anderem zu wenige Ressourcen oder auch fehlende Klassenräume.

 

make/dpa

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