Di., 15.05.2018 , 15:12 Uhr

Löw gewährt Neuer Sonderstatus - Keine WM-und-Nummer-1-Garantie

Am Tag der Nominierung trainiert Manuel Neuer in München erstmals komplett mit dem Bayern-Team. Ein Einsatz im Pokalfinale käme aber weiter überraschend. Bundestrainer Löw billigt seinem Kapitän eine Sonderrolle zu – aber mit einer klaren Deadline im Trainingslager.

 

Joachim Löw gewährt seinem um die WM-Teilnahme kämpfenden Kapitän einen Sonderstatus, aber einen Freifahrtschein nach Russland erhält auch Manuel Neuer nicht vom Bundestrainer. «Ohne Spielpraxis ins Turnier zu gehen, ist schier unmöglich», sagte Löw am Tag der Nominierung des vorläufigen deutschen WM-Kaders inklusive Neuer in Dortmund, während der 32-jährige Schlussmann 600 Kilometer entfernt in München erstmals nach seinem Mittelfußbruch ein komplettes Teamtraining beim deutschen Fußball-Meister absolvierte.

 

Löw nimmt zunächst vier statt drei Torhüter mit ins Trainingslager nach Südtirol, wo er sich mit Torwartcoach Andreas Köpke selbst ein Bild von Neuers Fitness- und Leistungszustand machen will. «Manuel und wir wissen um die Verantwortung, die wir haben», betonte Löw.

 

Der Weltmeistertorwart von 2014 in Brasilien sei nicht irgendwer, betonte Löw: «Manu hat schon vier größere Turniere gespielt. Er weiß, was ein Torhüter braucht. Wir geben ihm die Zeit und hoffen, dass er es abrufen kann.» Auch der erfahrene Löw ist nicht frei von Zweifeln. Eine Nummer-1-Garantie sprach der 58-jährige Löw darum bewusst Neuer nicht zu. Schließlich würde das seinen Stellvertreter Marc-André ter Stegen schwächen, der ansonsten in Russland im Tor stehen würde.

 

Löw verweigerte sich allen «Wenn-dann-Szenarien». Nur im Zeitrahmen legte er sich klar fest: Wenn Neuer nicht doch noch am Samstag im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt überraschend im Tor des FC Bayern stehen sollte, wird der 2. Juni zur Deadline für den bis zu seinen insgesamt drei Fußverletzungen besten Torwart der Welt.

 

15 Tage vor dem WM-Ernstfall in Moskau gegen Mexiko bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel gegen Österreich in Klagenfurt. Spätestens da müsste Neuer spielen. Es wäre sein 75. Länderspiel, sein erstes seit inzwischen fast zwei Jahren. Denn zwei Tage später muss Löw den endgültigen 23-Mann-Kader der FIFA melden und einen der noch vier Torhüter streichen. Wenn das nicht doch noch Neuer sein sollte, würde es den Leverkusener Bernd Leno oder Kevin Trapp von Paris Saint-Germain treffen.

 

«Wir gehen völlig offen miteinander um. Wir werden dann offen und ehrlich reden, ist es möglich, eine WM zu spielen», sagte Löw zum Verfahren. «Wir müssen eine Entscheidung am 4. Juni treffen.»

 

Neuer hatte in der vergangenen Woche selbst «keine Prognose» für die WM stellen können. Er wolle die richtige Entscheidung treffen, «auch für die Fußball-Republik Deutschland». Spielpraxis nannte auch er als elementar und unverzichtbar, um mit nach Russland reisen zu können.

 

Vorerst darf die Fußball-Nation also weiter rätseln und debattieren. «Wir wünschen es Manu, hundertprozentig fit zu sein», sagte Löw. Ob ihm Jupp Heynckes in dessen letztem Spiel als Bayern-Trainer helfen wird? Der 73-Jährige könnte Neuer in Berlin statt Sven Ulreich ins Tor stellen. «Dem Trainer Jupp Heynckes etwas zu raten, steht nicht in meiner Macht», sagte Löw: «Da geht es nicht alleine um Manuel Neuer.» Sondern für den FC Bayern um das Titel-Double. «Ich weiß nicht, was Jupp Heynckes plant», sagte Löw. Derzeit spricht vieles für einen Tag der Wahrheit am 2. Juni im österreichischen Klagenfurt.

 

Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa

 

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