Fr, 02.09.2016 , 13:58 Uhr

Lohndumping bei der Bahn? Gewerkschaft kritisiert Tarifflucht bei Fernbussen

Die Vorwürfe der Bahngewerkschaft EVG wiegen schwer: Fahrer der Bahn-Fernbusse würden zu schlecht bezahlt, müssten nachts Zusatzjobs annehmen und könnten sich deswegen nicht ausruhen – und jetzt würden Arbeitsplätze auch noch an Subunternehmer ausgelagert.

 

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat der Deutschen Bahn Lohndumping und Tarifflucht beim Betrieb der Fernbusse vorgeworfen. Die bisher von einer Bahntochter betriebene Fernbuslinie Paris-Nürnberg-Prag werde an einen anderen Anbieter ausgelagert. «Die Busse sollen nun Fahrer aus Tschechien fahren, für die der mit der EVG vereinbarte Tarifvertrag nicht gilt», kritisierte der Würzburger EVG-Geschäftsstellenleiter Harald Schmid am Freitag in Nürnberg. Dadurch seien die Arbeitsplätze der bisherigen Bahn-Busfahrer in Franken in Gefahr.

 

Beim 8. Eisenbahnertag der Gewerkschaft in Bayern trugen Mitglieder der EVG aus Protest einen schwarzen Sarg mit der Aufschrift «30 Arbeitsplätze des Bahnbusses sagen Servus» ins Nürnberger Volksfestzelt. Sie stellten ihn dort direkt vor Bahn-Vorstand Ronald Pofalla. Dieser sagte, er sei zwar für den Bereich Fernbusse nicht direkt zuständig. «Ich gebe Ihnen aber mein Versprechen, das Thema mit den zuständigen Vorstandsmitgliedern zu erörtern.» Pofalla lud Mitglieder der EVG in die Konzernzentrale nach Berlin ein, um dort ihre Forderungen und Bedenken direkt auf Vorstandsebene vorzutragen.

 

«Was wir nicht wollen, sind Buslinienvergaben der Bahn an Subunternehmer», sagte der Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Burkert vor knapp 400 Gästen beim Eisenbahnertag. «Die Bussparte Regionalbus Oberbayern trägt zum Beispiel sechs Millionen zum Unternehmensergebnis des Bahnkonzerns bei, da muss man nicht den letzten Cent durch Einsparungen rauspressen», meinte Burkert, der Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur des Bundestages ist.

 

Auch durch die Gründung von Tochterfirmen werde der Tarifvertrag ausgehebelt, betonte Schmid. «Mit dem Ziel der Gewinnmaximierung werden gut entlohnte Arbeitsplätze in schlechter entlohnte umgewandelt.»

 

Ein Betriebsratsvorsitzender eines bayerischen Bahnbusunternehmens berichtete, seine Kollegen hätten Schichten mit bis zu 13 Stunden Arbeit, aber nur 9 Stunden Bezahlung. Manche hätten Zweitjobs in der Nacht und könnten sich deswegen nicht lange genug ausruhen. «Ein Fahrer eines Vieh-Transporters verdient mehr als ein Busfahrer – das kann’s doch nicht sein.»

 

(dpa/lby)

Das könnte Dich auch interessieren

02.05.2024 Duale Ausbildung Mediengestalter*in Bild & Ton (m/w/d) 19.02.2024 Tierisch München: Pflegetiere der Tierhilfe Fünfseenland suchen ihr langfristiges Glück Die Tierrettung Fünfseenland e.V. möchte dazu beitragen, dass Menschen und Tiere gemeinsam alt werden und glücklich sind. Genau deshalb haben wir den Verein und seine Schützlinge besucht. Vielleicht verlieben Sie sich ja in eine der Fellnasen.   BERRY UND RUSTY Europäisch Kurzhaar 2017 und 2018 geboren Geschwister, die im Doppelpack vermittelt werden verstehen sich gut 11.12.2023 Tierisch München: Angorakaninchen suchen neue Halter mit Erfahrung und Katzenduo Bärli und Cliff wünschen sich eine liebevolle Familie mit streichelnden Händen Die Tierfreunde Brucker Land sind ein kleiner Tierschutzverein in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. In einem provisorischen Unterkunft pflegen sie ihre Tiere seit Jahren. Immer wieder brauchen Kleintiere ihre Hilfe, egal ob Streuner, Unfalltiere, Tauben oder beschlagnahmte Tiere – viele von Ihnen finden dort übergangsweise ein Zuhause. Die Tierschützerinnen und Tierschützer setzen sich für eine Kastrationspflicht 04.09.2023 Tierisch München: Wuselige Meerschweinchen-Gruppe und charakterstarker Zottelbär Tag der offenen Tür am 23. September: Der Gnadenhof in Kirchasch, betrieben vom Tierschutzverein München e.V., gibt Tieren Schutz, Geborgenheit und ein Zuhause, die sonst keines finden. Seit über 30 Jahren bietet das Gelände viel Platz für die meist ältere, kranke oder verhaltensauffällige Tiere. Ob Bauernhoftiere (z. B. Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner) oder Haustiere wie