Do., 16.07.2015 , 16:00 Uhr

Signale aus Turin: Kämpfer Vidal auf dem Sprung zum FC Bayern

Der FC Bayern scheint nach dem Verkauf von Bastian Schweinsteiger rasch einen neuen Mittelfeldstar gefunden zu haben – Arturo Vidal von Juventus Turin. Der Millionen-Transfer hätte auch eine pikante Note.

 

Von Miriam Schmidt, Klaus Bergmann und Manuel Schwarz, dpa

 

München/Turin – Bitte lächeln. 28 Fußball-Profis strahlten in der Münchner Mittagshitze in die Kameras, nur Arturo Vidal bekamen die Fotografen (noch?) nicht vor die Linse. Kurz nach dem Abschied von Fan-Idol Bastian Schweinsteiger zu Manchester United scheint der kampfstarke Chilene von Juventus Turin jedoch der nächste Multi-Millionen-Transfer beim deutschen Rekordmeister zu werden. Und damit wäre das am Donnerstag aufgenommene Mannschaftsfoto des FC Bayern München für die Saison 2015/16 schon wieder überholt.

 

Für Italiens Medien war der Deal zwischen Juve und Bayern nach ersten Meldungen am Mittwochabend keine 24 Stunden später fix, auch wenn beide Vereine zunächst nichts verlauten ließen – weder Dementis noch Vollzugsmeldungen. «Vidal-Bayern, ora ci siamo: la Juve chiude sui 38 milioni», titelte die «Gazzetta dello Sport» online. Übersetzt: «Vidal-Bayern, jetzt sind wir soweit: Juve schließt bei 38 Millionen ab.» Die italienische Nachrichtenagentur Ansa wich nur bei der Ablösesumme ab, berichtete von 36 Millionen Euro plus Boni.

 

Von einem Fünfjahresvertrag für den gerade 28 Jahre alt gewordenen Vidal in München war in den offensichtlich aus Juventus-Kreisen gestreuten Berichten die Rede. Dieser könnte noch am Donnerstag unterschrieben werden, hieß es. Am Abend sollte das Bayern-Team mit Trainer Pep Guardiola vom Münchner Flughafen aus zum einwöchigen Marketing- und Testspiel-Trip nach China aufbrechen.

 

Vidal, der von 2007 bis 2011 für Bayer Leverkusen 117 Bundesligaspiele bestritt (15 Tore), hatte zuletzt noch seinen Urlaub nach dem Gewinn der Copa América mit Chile genossen. Bei der Südamerika-Meisterschaft in seinem Heimatland hatte der mit Tattoos übersäte Mittelfeld-Kämpfer aber nicht nur mit Top-Leistungen für Furore gesorgt. Nach einem Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss mit einem Sportwagen entschuldigte sich der Spieler mit Tränen in den Augen öffentlich bei seinen Landsleuten. «Ich habe das Leben meiner Frau und das von vielen Menschen riskiert. Es tut mir sehr leid», erklärte Vidal, der trotzdem in Chiles Team verbleiben durfte.

 

Ein Engagement des Heißsporns beim FC Bayern hätte auch eine pikante Note. Vidal hatte die Bayern im Sommer 2011 mit seinem Wechsel nach Turin brüskiert. Ex-Coach Jupp Heynckes wollte den Mittelfeldmann damals unbedingt mit nach München nehmen und hatte bereits die Zusage des Spielers. Weil dieser seine Meinung änderte und nach Italien ging – auch weil Leverkusen ihn vorzeitig nur ins Ausland ziehen lassen wollte – warf ihm der damalige Bayern-Präsident Uli Hoeneß Wortbruch vor. «Solche Spieler möchte ich nicht bei Bayern haben», sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und meinte: «Hätte Vidal denselben Charakter wie (Manuel) Neuer oder (Jérôme) Boateng, dann hätte das geklappt.»

 

Im schnelllebigen Fußballgeschäft wird viel gesagt, aber auch schnell wieder vergessen. Mit Vidal könnte Trainer Guardiola das Münchner Mittelfeld nach dem Verkauf von Weltmeister Schweinsteiger (30) durchaus vitalisieren. Vidal ist explosiv, kampf- und laufstark, aber auch technisch beschlagen und sehr präsent auf dem Platz. Mit Juve verlor er im Juni das Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona. Juventus möchte im Mittelfeld unbedingt Paul Pogba halten, außerdem haben die Turiner gerade Weltmeister Sami Khedira verpflichtet.

 

Für die Bayern wäre es der zweite teure Neueinkauf nach dem Brasilianer Douglas Costa, für den nach Angaben von Schachtjor Donezk 30 Millionen Euro fällig waren. Dass sich der deutsche Meister auf dem Transfermarkt weiter umsehe, hatte Vorstandschef Rummenigge in der Vorwoche angedeutet. «Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. Ich denke, auch beim FC Bayern wird sich das eine oder andere an Veränderung ergeben.»

 

Der Donnerstag verlief offenbar auch hinter den Kulissen hektisch. Für die Spieler stand nach dem Training ein Foto-Shooting an. Der noch immer verletzte Franck Ribéry musste dabei auf dem Vereinsgelände zur Schonung seines rechten Fußes von Station zu Station gefahren werden. Nur fürs Foto streifte er Fußballschuhe über. Nach den Bildern für Medien und Sponsoren stand die Abfahrt zum Münchner Flughafen auf dem Tagesprogramm. 22 Profis sollten um 20.00 Uhr nach China abheben. Neben den noch verletzten Ribéry, Holger Badstuber, Dante und Jan Kirchhoff fehlt auch Arjen Robben wegen muskulärer Probleme auf dem strapaziösen PR-Trip mit drei Testspielen.

 

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