München: Im Fall des inhaftierten und unter Mordverdacht stehenden Hilfspflegers prüft die Münchner Staatsanwaltschaft I bundesweit in zehn weiteren Todesfällen einen Zusammenhang.
«Es gibt schon in einigen Fällen Auffälligkeiten, denen jetzt nachgegangen wird», sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I am Donnerstag. Zwei Leichen seien bereits exhumiert worden. Bisher seien insgesamt 49 Orte gemeldet worden, an denen der Hilfspfleger gearbeitet haben soll. Ins Auge gefasst sei auch eine Zusammenarbeit mit der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY… ungelöst», um weitere Hinweise zu bekommen.
Der 36-jährige Polen soll in Ottobrunn bei München einen 87-jährigen Pflegebedürftigen mit Insulin getötet haben. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten deutschlandweit um Hinweise zu anderen Aufenthalts- und Beschäftigsorten des Hilfspflegers gebeten. Nach seiner Festnahme hatte die Polizei bei dem Beschuldigten zwei EC-Karten des Ottobrunner Toten samt Geheimnummern gefunden.
Bei mehreren der zehn Todesfälle gebe es Anzeichen einer extremen Unterzuckerung, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft I, Hans Kornprobst, ohne eine konkrete Anzahl zu nennen. Deshalb werde wegen des Verdachts eines versuchten oder vollendeten Tötungsdelikts ermittelt. «Es gibt auch mehrere Fälle, in denen es keine gesundheitlichen Auffälligkeiten gibt, aber wegen Diebstahls ermittelt wird.»
dpa
Zur Erstellung eines Bewegungsbildes sowie zur Ermittlung der Anstellungshistorie, Identifizierung weiterer überlebender als auch verstorbener Opfer wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I ein Beschluss zur Öffentlichkeitsfahndung erlassen. Auf diesem Weg erhoffen sich Polizei und Staatsanwaltschaft, dass auch Zeugen und Angehörige ermittelt werden, die Angaben darüber machen können, bei welchen zu betreuenden Personen der 36-Jährige, auch Jahre zurückliegend, tätig war.