Fast ein Jahr hat ein Hepatitis-B-infizierter Flüchtling in einer Gemeinschaftsunterkunft in Oberbayern gelebt, ohne dass zuständige Behörden von der Krankheit wussten. Das Münchner Gesundheitsamt hatte die Infos nicht weitergegeben. Nun wird nochmal genau nachgeschaut.
München – Nach einem Versäumnis im Fall eines an Hepatitis B gestorbenen Flüchtlings überprüft das Gesundheitsreferat der Stadt München, ob noch bei weiteren Erkrankten zuständige Behörden nicht informiert wurden. Noch werde ermittelt, wie viele Fälle solcher hochansteckender Virus-Infektionen es gibt, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch mit. Klar sei nach Angaben des Gesundheitsreferats, dass alle Menschen mit positivem Untersuchungsergebnis für eine chronische Hepatitis-B-Infektion über Befund, Übertragungswege und Verhalten zum Schutz anderer aufgeklärt wurden. «Die ebenfalls vorgegebene Weitergabe des Befundes an das örtlich zuständige Gesundheitsamt soll nachgeholt werden.»
Im Fall des im Februar gestorbenen Flüchtlings hatten die Münchner nicht wie rechtlich vorgeschrieben die für die Unterbringung zuständigen Ämter informiert. Daher lebte der Mann noch fast ein Jahr vor allem in einer Gemeinschaftsunterkunft in Geisenfeld (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm), ohne dass die Betreuer dort von der Infektion mit der hochansteckenden Krankheit wussten.
Der Ministeriumssprecher machte deutlich, dass Hepatitis B nur durch Kontakt mit Blut oder anderen Sekreten eines infizierten Menschen übertragen werden kann – also etwa bei ungeschütztem Sex oder beim gemeinsamen Spritzen-Gebrauch bei Drogenabhängigen. «Das heißt: Beim Umgang mit Asylbewerbern im Rahmen normaler sozialer Kontakte besteht in der Regel kein höheres Infektionsrisiko als im Alltagsleben.»
Der Fall habe bestätigt, dass Helfer sich unabhängig von konkreten Erkrankungen von Flüchtlingen vor Blutkontakt schützen müssen. Merkblätter dazu wurden bisher schon verteilt. Darauf werde nun erneut hingewiesen. In diesem Jahr wurden in Deutschland laut Ministerium bis zum Ende der 6. Kalenderwoche insgesamt 319 Fälle einer Hepatitis B gemeldet. Davon entfielen 62 auf Asylbewerber.
(dpa/lby)