Ein neuer Konzertsaal für München? Eine Debatte ohne bisherigen Schlussakkord: Stadt und Freistaat lehnen ab, wollen den Gasteig dafür sanieren. Doch die Befürworter eines neuen Kultur-Tempels lassen nicht locker. Auch nicht im „Stadtgespräch“ auf münchen.tv.
München – Zwillingslösung, mit Gasteig und Herkulessaal, statt eines neuen Konzertsaals, Stand jetzt, verzichten die Stadt München und der Freistaat Bayern auf das nächste Millionenprojekt an der Isar. Seehofer hält damit sein Versprechen eines dritten Konzertsaals für München nicht ein. Einen Fehler habe Seehofer nicht begannen, verteidigt Spaenle ohne die Miene zu verziehen, denn: „Ein bayerischer Ministerpräsident begeht keine fundamentalen Fehler…“
Die Gründe sind vielfältig, die Diskussionen nach wie vor hitzig – auch im Stadtgespräch auf münchen.tv mit Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), Stadtrat Marian Offman (CSU), Manfred Wutzlhofer vom Verein Konzertsaal München e.V. und Martin Wöhr, dem Vorsitzenden der Freunde des BR-Symphonieorchesters.
Während Spaenle erklärte sich zu freuen, weil so seit den 1980er-Jahren in München nicht mehr über Kultur diskutiert wurde, schimpfte Offman: „Diese Diskussion ist allmählich ärgerlich. München hat weit andere Probleme: Wie zum Beispiel den Wohnungsmarkt. Was sollen denn die Menschen dazu sagen, die sich keine Wohnung leisten können? Was wir hier führen, ist eine Luxusdiskussion.“ münchen.tv zeigt die unterschiedlichen Standpunkte zu den wichtigsten Themen:
Ort:
Museumsinsel, Finanzgarten, Gasteig-Renovierung, Herkulessaal – genug Ideen für einen neuen Philharmoniestandort lagen vor, doch einigen können sich die Beteiligten bisher nicht. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) haben deshalb die Übereinkunft getroffen, den Gasteig zu sanieren. Wegen angeblich mangelhafter Akustik.
Martin Wöhr von den Freunden des BR-Symphonieorchesters sagt: „Ein Saal ist wie ein Instrument. Und ein Orchester kann nur so gut spielen, wie es der Saal unterstützt.“
Nach Meinung von Marian Offman tut er das ausreichend gut. Der CSU-Stadtrat ist selbst Kulturliebhaber, besucht laut eigener Aussage häufig Konzerte in der Philharmonie. „Ich verstehe das ganze Schlechtreden nicht. Ich habe noch nie gehört, dass die besten Dirigenten und Musiker nicht nach München in den Gasteig kommen, weil die Akustik nicht stimmt. Der Gasteig zählt schon jetzt zu den besten Konzertsälen der Welt.“
Doch die Gasteigsanierung sorgt auch deshalb für Gesprächsstoff, weil es während des zwei bis drei Jahre währenden Umbaus zu Platzproblemen für drei Münchner Orchester führt. Zudem ist neben Münchens Einwohnerzahl in den letzten Jahren auch der Bedarf gewachsen. „Uns geht es nicht nur um einen neuen Saal auf Weltniveau, sondern wir brauchen Platz“, fordert Manfred Wutzlhofer: „Da hilft es auch nicht, in dieser Zeit im Herkulessaal spielen zu können. Für die private Nachfrage fehlt dann vollends die Kapazität.
Wutzlhofer schlägt Alarm: „Jetzt haben wir ein Konzertsaal-Problem, mit der Gasteig-Lösung eine Konzertsaal-Krise und wenn es so weitergeht, dann eine Konzertsaal-Katastrophe.“
Finanzierung:
Auf 200 bis 300 Millionen Euro beziffert Spaenle den Neubau eines dritten Konzertsaals für München. Offman sprach gar von 400 Millionen. Wer die Kosten tragen soll ist unklar. Prinzipiell ist die Stadt für die Philharmoniker und der Staat für das Staatsorchester zuständig. Für die BR-Symphoniker ist der Bayerische Rundfunk primär zuständig. Ein gewaltiger Medienapparat steht dahinter, den Spaenle nun angreift: Nur fordern würde der BR, aber keine Träger der Kosten nennen.
Marian Offman macht diese Haltung wütend. München habe wirklich andere Probleme. In den kommenden fünf Jahren werden rund 2 Milliarden Euro für Bayerns Landeshauptstadt locker gemacht. Projekte wie der Wohnungsbau, die Pinakotheken und die Erneuerung des Klinikum Großhadern machen das erforderlich.
Man wird abwarten müssen, ob der Kultur-Tempel für München nicht doch noch kommt. Denn an Spaenle gewandt, erklärte Wutzlhofer am Ende der Sendung: „Bringen Sie uns einen Standort, wir bringen das Geld.“
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