Mo, 04.05.2015 , 17:12 Uhr

Streit um regionale Werbekunden: Weitere TV-Sender fürchten Verdrängungswettbewerb

Der Kampf um regionale Werbekunden geht weiter: Nach der Abmahnung von TV Bayern durch münchen.tv ziehen nun andere Sender nach. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht, wenn große Sender wie ProSieben auf dem regionalen Werbemarkt mitmischen wollen. Auch die Freien Wähler hatten sich bereits an der Diskussion beteiligt: Sie wollen die Arbeitsplätze hunderter Journalisten schützen.

 

Hintergrund sind die Pläne der bundesweiten TV-Sender, künftig auch regionale Werbung auszustrahlen. So können beispielsweise während eines Werbeblocks auf ProSieben je nach Bundesland unterschiedliche Spots gesendet werden. Dazu plant ProSiebenSat1 eine Kooperation mit TV Bayern, dem Vermarkter der bayerischen Lokalsender. Wie berichtet, lehnt münchen.tv diese Kooperation ab und droht, die Verträge mit TV Bayern zu kündigen, wenn es dazu kommen sollte.

 

 

Lokalsender könnten Kunden und dadurch Existenzgrundlage verlieren

 

Wegen der großen Reichweitenunterschiede wäre die große Gewinnerin der Kooperation die ProSiebenSat.1 Media AG, erläutert Felix Kovac, der Geschäftsführer des Augsburger Regionalsenders a.tv, in einer Pressemitteilung. ProSiebenSat.1 könnte damit an die Kundenkontakte der Lokalsender kommen und eine Kooperation mit TV Bayern anschließend wieder beenden. Die TV-Stationen in Bayern wären ihre wichtigen Regionalkunden dann endgültig los.“, so Felix Kovac weiter.

 

Deshalb stellen sich neben münchen.tv auch a.tv (Augsburg), allgäu.tv (Kempten), Regio TV Schwaben (Neu-Ulm), intv (Ingolstadt), Donau TV (Deggendorf) und Isar TV (Landshut) gegen eine Partnerschaft zwischen ProSiebenSat.1 und TV Bayern. Sie alle drohen damit, den Vermarktungsverbund zu verlassen, wenn es zu der Kooperation kommt.

 

 

Auch Zeitungen und Radiostationen betroffen

 

Bisher blieb der regionale Werbemarkt den lokalen Medien überlassen, die damit ihre Haupteinnahmen bestreiten. Durch die neuesten Pläne fürchten deshalb nicht nur die bayerischen Lokal-Fernsehsender einen Verdrängungswettbewerb und damit auch um ihre Existenz, auch Radio und Printmedien sind betroffen. Der lokale Hörfunk wird zu fast sechzig Prozent aus regionaler Werbung finanziert. Bei Lokal-Zeitungen und Fernsehen sind es etwa dreißig Prozent. Wenn dieser Anteil weiter schwindet, steht es schlecht um deren künftige Finanzierung.

 

 

 

Freie Wähler sorgen sich um Arbeitsplätze und wollen Gesetzesänderung

 

Auch die Freien Wähler hatten sich bereits an der Diskussion beteiligt und forderten eine Gesetzesänderung, die regionalisierte Werbung bei den großen TV-Sendern unterbindet. Es gehe um hunderte Arbeitsplätze, betonte ihr medienpolitischer Fraktionssprecher Prof. Dr. Michael Piazolo. Wenn ProSiebenSat.1 den regionalen Werbemarkt erschließt, könnte auch die RTL Group bald folgen, was den endgültigen Dolchstoß für das Lokalfernsehen in Bayern bedeuten könnte. Immerhin würden die beiden Konzerne nach Einschätzung des Bundeskartellamts auf dem bundesweiten Markt für Fernsehwerbung bereits jetzt über ein „Duopol“ mit achtzig bis neunzig Prozent Marktanteil verfügen.

 

 

Kooperation von ProSiebenSat.1 und TV Bayern auch kartellrechtlich bedenklich

 

Durch die Vermarktungskooperation würde der Wettbewerb zwischen TV Bayern und ProSiebenSat.1 beschränkt, wenn nicht sogar ganz ausgeschaltet. Eine kartellrechtliche Freistellung ist kaum vorstellbar. „Ehrlich gesagt sind wir verwundert darüber, dass dieser Aspekt offensichtlich weder von TV Bayern noch von ProSiebenSat.1 im Vorfeld geprüft wurde“, ergänzt Kovac, der sich auch von einer renommierten Kanzlei eine Einschätzung hat geben lassen.

 

 

Appell an Horst Seehofer

 

Die sieben Anbieter (münchen.tv, a.tv, allgäu.tv, Regio TV Schwaben, intv, Donau TV und Isar TV) stellen rund die Hälfte der Reichweite des TV Bayern-Vermarktungsportfolios. Diese Sender wenden sich nicht nur gegen eine Zusammenarbeit zwischen TV Bayern und ProSiebenSat.1, sondern fordern die bayerische Medienpolitik, insbesondere den Ministerpräsidenten Horst Seehofer, auf, die durch den ProSiebenSat.1-Konzern angestrebte Regionalisierung ihrer Werbezeitenvermarktung gänzlich zu unterbinden.

 

 

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