Mo., 08.01.2018 , 09:34 Uhr

Teurer Wolf: Millionenschwere Schutzmaßnahmen nötig

Sie sind wieder da: Wölfe in Bayern. Die Freude ist aber nicht ungetrübt. Denn immer deutlicher wird: Der Schutz vor Wölfen ist gar nicht so einfach – und würde Millionensummen kosten.

 

München – Der Schutz von Weidevieh bei einer Ansiedelung von Wölfen in Bayern würde nach einer Berechnung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) dreistellige Millionensummen verschlingen. Das Amt geht von 241 bis 413 Millionen Euro für die Errichtung von Schutzzäunen aus. Hinzu kämen jährliche Folgekosten von 28 bis 43 Millionen Euro, heißt es in einer LfL-Information.

 

Das Amt rechnete vor, dass mehr als 57 000 Kilometer Weidezaun im Freistaat wolfssicher gemacht werden müssten. Dabei entfielen zwei Drittel des Schutzes auf Rinder. Der Wolf reißt neben Jungrindern vor allem Schafe. Hinzu kämen wolfssichere Pferche für mehr als 220 Herden.

 

«Die Schutzmaßnahmen gegen den Wolf betreffen in erster Linie Betriebe, die ihre Weideflächen häufig in benachteiligten Gebieten und relativ extensiv bewirtschaften», schreibt das LfL. Gerade dort seien die finanziellen Möglichkeiten begrenzt. «Extensive Weidewirtschaft erlaubt ökonomisch in der Regel keine Spielräume für zusätzliche Investitionen.»

 

Der Aufwand sei «schlichtweg nicht darstellbar», sagte dazu der Präsident des Bayerischen Bauernverbands und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Walter Heidl. «Es gibt schon jetzt Almen, wo keine Weidetiere mehr aufgetrieben werden. In Südtirol gibt es große Probleme, und in Österreich auch.»

 

Nur dort, wo Tiere in Ställen stehen, sind keine Maßnahmen nötig – gerade diese Tierhaltung aber kritisieren Umweltschützer, die nun den Wolf wollten. «Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir Weide – oder wollen wir Wolf?», sagte Heidl.

 

Bauern gehen seit langem davon aus, dass die Ansiedelung von Wölfen nicht mit der Viehwirtschaft insbesondere auf den Almen und Alpen im Bergland vereinbar ist. Von einer Beweidung hänge aber der Erhalt der Kulturlandschaft ab – und davon wiederum der Tourismus, betonte Heidl.

 

Seit im August 2017 Wolfsnachwuchs zur Welt kam und damit das erste Rudel durch Bayern streift, hat die Debatte an Fahrt gewonnen. Der Streit um den Umgang mit dem Wolf zog sich bis auf die Regierungsebene. Agrarminister Helmut Brunner (CSU) hatte damals mit der Forderung nach wolfsfreien Zonen auf den Wolfsnachwuchs reagiert. Aus dem Umweltministerium hieß es hingegen, eine wolfsfreie Zone sei nach der geltenden Rechtslage nicht möglich. Inzwischen gibt es aber Stimmen, die eine Lockerung des Artenschutzes fordern.

 

dpa

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