Di, 08.12.2015 , 14:50 Uhr

Umstrittenes Patent für Schrumpeltomate

Patente auf Gene, Tiere und Pflanzen sind heftig umstritten. Das Europäische Patentamt hat nun nach jahrelangem Streit einmal mehr Ansprüche solcher Art bestätigt.

 

 

Das Europäische Patentamt (EPA) in München hält das umstrittene Patent auf die Schrumpeltomate weitgehend aufrecht. Die Technische Beschwerdekammer der Behörde entschied am Dienstag, dass das vor mehr als zehn Jahren von Israel beantragte Patent mit veränderten Wortlaut endgültig erteilt werden soll. Das Patent umfasst nun die besondere rosinenartige Tomate, die länger am Strauch hängt und dabei schrumpelt, ohne zu verderben, jedoch nicht das Züchtungsverfahren.

 

Gegner kritisierten die Entscheidung und fordern eine rechtliche Klarstellung auf nationaler und europäischer Ebene. Denn die wasserarme Tomate, die zur Herstellung von Ketchup dienen soll, ist im Wesentlichen durch klassische Schritte wie Kreuzung und Auswahl aus wilden und kultivierten Pflanzen gezüchtet.

 

Solche konventionellen Zuchtverfahren sind nach europäischem Recht nicht patentierbar. Die Große Beschwerdekammer als höchste Instanz des EPA hatte aber in einer Grundsatzentscheidung zu der Tomate und einem ebenfalls umstrittenen Super-Brokkoli bereits im März entschieden, dass Patente auf Pflanzen oder Saatgut als Resultate des Züchtungsverfahrens zulässig sind. Voraussetzung ist, dass die Pflanzen den Kriterien wie Neuheit, erfinderische Tätigkeit und gewerbliche Anwendbarkeit genügen.

 

Mit der Tomaten-Entscheidung ist der zehn Jahre währende Patentstreit vor dem EPA beendet. Sie könnte noch vor nationalen Patentgerichten angefochten werden. Dieser Weg ist aber unwahrscheinlich.

 

Patent-Gegner riefen insbesondere Justizminister Heiko Maas (SPD) auf, tätig zu werden. Mit derartigen Patenten steige die Abhängigkeit von den Agrarkonzernen. „An diesen Patenten verdienen das Europäische Patentamt, Anwälte und Konzerne – die Folgen aber betreffen die ganze Gesellschaft“, sagte Christoph Then, Patentexperte für Greenpeace und Koordinator des Bündnisses „No Patents on Seeds“. Auch wenn das Europäische Patentübereinkommen Patente auf Pflanzensorten sowie auf biologische Verfahren zur Züchtung verbiete: Das EPA habe diese Verbote mit seiner Rechtsprechung so weit ausgehöhlt, dass sie inzwischen wirkungslos seien.

 

„Damit werden Konzerninteressen vor die Sicherung der Lebensmittelerzeugung gestellt“, kritisierte auch Sophia Guttenberger, Referentin für Gentechnik am privaten Umweltinstitut München. „Biopatente führen zu steigenden Preisen, vom Saatgut bis zum Lebensmittel, und tragen zu einer weiteren Marktkonzentration im Saatgutbereich bei.“

 

Das Umweltinstitut wie auch „No Patents on Seeds“ und andere Gruppen fordern ein generelles Verbot von Patenten auf Pflanzen und Tiere. Dazu zählen sie auch deren Ernte, die daraus hergestellten Lebensmittel und Saatgut, Züchtungsmaterial und Züchtungsmethoden.

 

 

 

dpa

Patent Schrumpeltomate Tomate
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

02.05.2024 Duale Ausbildung Mediengestalter*in Bild & Ton (m/w/d) 19.02.2024 Tierisch München: Pflegetiere der Tierhilfe Fünfseenland suchen ihr langfristiges Glück Die Tierrettung Fünfseenland e.V. möchte dazu beitragen, dass Menschen und Tiere gemeinsam alt werden und glücklich sind. Genau deshalb haben wir den Verein und seine Schützlinge besucht. Vielleicht verlieben Sie sich ja in eine der Fellnasen.   BERRY UND RUSTY Europäisch Kurzhaar 2017 und 2018 geboren Geschwister, die im Doppelpack vermittelt werden verstehen sich gut 11.12.2023 Tierisch München: Angorakaninchen suchen neue Halter mit Erfahrung und Katzenduo Bärli und Cliff wünschen sich eine liebevolle Familie mit streichelnden Händen Die Tierfreunde Brucker Land sind ein kleiner Tierschutzverein in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. In einem provisorischen Unterkunft pflegen sie ihre Tiere seit Jahren. Immer wieder brauchen Kleintiere ihre Hilfe, egal ob Streuner, Unfalltiere, Tauben oder beschlagnahmte Tiere – viele von Ihnen finden dort übergangsweise ein Zuhause. Die Tierschützerinnen und Tierschützer setzen sich für eine Kastrationspflicht 04.09.2023 Tierisch München: Wuselige Meerschweinchen-Gruppe und charakterstarker Zottelbär Tag der offenen Tür am 23. September: Der Gnadenhof in Kirchasch, betrieben vom Tierschutzverein München e.V., gibt Tieren Schutz, Geborgenheit und ein Zuhause, die sonst keines finden. Seit über 30 Jahren bietet das Gelände viel Platz für die meist ältere, kranke oder verhaltensauffällige Tiere. Ob Bauernhoftiere (z. B. Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner) oder Haustiere wie