Bis in die Nachspielzeit einer frustrierenden Partie musste 1860 München warten, ehe der erste Saisonsieg in der 2. Liga feststand. Die „Löwen“ hoffen nun auf einen psychologischen Schub. Ein Profi könnte aber für längere Zeit ausfallen.
Nach 90 Minuten Kampf, Krampf und vergebener Chancen hat der TSV 1860 München dank Joker Marius Wolf doch noch den erlösenden ersten Saisonsieg in der 2. Fußball-Bundesliga gefeiert. In einem mäßigen Kellerduell rangen die „Löwen“ am Sonntag den MSV Duisburg mit 1:0 (0:0) nieder. Für den Sprung aus der Abstiegszone reichte der Premierenerfolg zwar nicht, aber immerhin hielten die Sechziger den Rückstand auf den Relegationsrang 16 bei drei Punkten. „Es war wichtig, dass wir jetzt auch in der Liga angekommen sind“, resümierte Tor-Vorbereiter Korbinian Vollmann.
Trotz des psychologisch wichtigen Sieges unter der Woche im DFB-Pokal hatte sich die Truppe von Coach Benno Möhlmann lange schwer getan und war nur Sekunden vom nächsten Rückschlag entfernt. Dann aber ließ Wolf (90.+1) den Großteil der 17 100 Fans im Finish doch noch jubeln. „Ich hatte mich in der Endphase schon mit dem Unentschieden abfinden wollen“, räumte Möhlmann ein. „Wenn es aber dann gut ausgeht, ist man zufrieden.“
Allerdings droht den „Löwen“ ein längerer Ausfall von Flügelspieler Krisztian Simon, der in der ersten Halbzeit umgeknickt war und mit einer Trage vom Feld gebracht wurde. „Höchstwahrscheinlich ist es schon eine schwere Knieverletzung“, meinte Möhlmann. Simon wurde am Nachmittag geröntgt, am Montag stehe dann eine MRT-Untersuchung an.
Die Hausherren waren die aktivere Mannschaft, fanden aber lange keinen Weg zum Tor und wenn, dann vergaben sie reihenweise gute Möglichkeiten. „Wenn man ein Tor in der 90. Minute macht, sieht man, dass jeder daran geglaubt hat“, sagte Matchwinner Wolf. Die Aktion über rechts mit der Vorlage von Vollmann werde oft im Training geübt.
Unterm Strich war Möhlmann, der nach einer Gallenblasen-Operation erstmals wieder dabei war, mit der Offensiv-Leistung nicht zufrieden. „Wir müssen uns im Herausspielen von Toren verbessern“, sagte er. Bis Weihnachten gehe es darum, Anschluss an das untere Tabellenmittelfeld herzustellen, um in der Rückrunde motiviert loszulegen. Mehr als den Klassenverbleib könne man sich aktuell nicht als Ziel setzen. „Wichtig ist jetzt, die Euphorie mitzunehmen“, betonte Wolf.
Der Torschütze war von Möhlmann – wie auch Vollmann – zunächst auf die Bank gesetzt worden, der Trainer vertraute den zehn Feldspielern vom 2:1 am Dienstag in Mainz. Im Tor ersetzte Vitus Eicher Stefan Ortega.
Wolf hätte Sekunden nach seiner Einwechslung die Führung erzielen können, patzte aber aus nächster Nähe (33.) ebenso wie mit einem Schuss von halblinks (51.). Stürmer Stefan Mugosa scheiterte per Kopf (10.) und nach einem Eckball per Direktabnahme (38.).
In der 71. Minute vergab Vollmann allein vor dem MSV-Schlussmann die beste Chance bis dahin. 1860 drückte auf die Führung, lief dabei aber Gefahr, sich Konter einzufangen. Als die Gäste kurz vor Schluss eine gute Möglichkeit vergaben, tobte der „Löwen“-Trainer stinksauer und wild gestikulierend an der Seitenlinie entlang, Assistent Sven Kmetsch blieb auf dem Trainerstuhl sitzen und schlug die Hände vors Gesicht. Augenblicke später waren die Sorgen dann vergessen, als Wolf eine Vollmann-Vorlage von rechts in der Mitte eiskalt vollendete.
rg / dpa