Mo., 06.07.2015 , 15:16 Uhr

Bundesanwaltschaft fordert lange Haftstrafe für Münchner Islamisten

Harun P. war der erste Angeklagte, der sich wegen islamistischen Terrors in Syrien vor einem Münchner Gericht verantworten musste. Die Bundesanwaltschaft erkennt seine Aussagebereitschaft an, fordert aber dreizehneinhalb Jahre Haft.

 

 

München – Die Bundesanwaltschaft hat 13 Jahre und sechs Monate Haft für den Angeklagten im Münchner Islamisten-Prozess gefordert. Der junge Mann habe sich in Syrien – beim Sturm auf das Zentralgefängnis von Aleppo – des gemeinschaftlichen Mordes in sieben Fällen, des versuchten Mordes und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung schuldig gemacht, sagte Bundesanwalt Bernd Steudl am Montag in seinem Plädoyer vor dem Oberlandesgericht München.

 

Aus seiner Sicht komme eine mildere Strafe als eine lebenslange Haft infrage, weil der gebürtige Münchner Harun P. umfangreich ausgesagt habe. In der islamistischen Szene werde er als Verräter bezeichnet, weil er auch in anderen Prozessen in Düsseldorf und Berlin Vorwürfe gegen weitere mutmaßliche Terroristen erhob.

 

 

Die Verteidigung betonte, dass es für einen vollendeten Mord keine Beweise gebe. „Es liegt so was von auf der Hand, dass das nicht tragfähig ist“, sagte Anwalt Adam Ahmed und forderte wegen Beihilfe zum versuchten Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung höchstens zehn Jahre Haft. „Er war nicht der Kämpfer, wie man ihn gerne darstellt“, sagte Anwältin Eva Gareis. „Jemand mit wirklich radikaler Gesinnung stirbt dafür.“ Außerdem habe Harun P. sich um streunende Hunde gekümmert.

 

Der Sohn afghanischer Einwanderer hatte vor Gericht gestanden, sich im Oktober 2013 einer terroristischen Vereinigung angeschlossen zu haben, um in den Dschihad zu ziehen. In Syrien machte er sich – nach dem Aufenthalt in dem als „Deutsches Haus“ bekannten Terrorcamp der islamistischen Organisation Junud al-Sham – 2014 mit einer Gruppe Gleichgesinnter nach Aleppo auf, um das Zentralgefängnis zu stürmen, wie er vor Gericht aussagte. Dabei wurden laut Bundesanwaltschaft mindestens zwei syrische Regierungssoldaten und fünf Häftlinge getötet.

 

Am Montag gab sich der Angeklagte reumütig und geläutert und distanzierte sich deutlich vom radikalen Islamismus. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich den Seelenschmerz wiedergutmachen soll, den ich einigen angetan habe“, sagte er. Er schäme sich für das, was er getan habe, sagte er und sprach von einer «dreckigen Ideologie“. Er wolle vor „diesem Abschaum“ warnen. „Diese Ideologie verbreitet sich im Großen und Ganzen wie ein Virus“, die Ideologie der Salafisten gleiche einer „Gehirnwäsche“. „Sollten die sich weiterhin Muslime nennen, muss ich sagen: Ich schäme mich, Muslim zu sein.“

 

Er selbst kenne viele, die bereit seien, in den Dschihad, den sogenannten Heiligen Krieg, zu ziehen. Diese Menschen wolle er warnen. Der Vorsitzende Richter Manfred Dauster sagte, Harun P. könne in einem fortgeschrittenen Stadium des Haftvollzuges die Möglichkeit dazu bekommen, diese Warnungen öffentlich zu machen. „Ich bitte und hoffe darum“, sagte der 27-Jährige in seinem letzten Wort. – Das Urteil soll voraussichtlich am 15. Juli verkündet werden.

 

(dpa/lby)

Harun P. Islamistenprozess

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 14.02.2025 Anlaufstellen für Betroffene und Zeugen Nach dem Anschlag in München am Donnerstag, den 13. Februar 2025, stehen verschiedene Hilfsangebote für Opfer, Angehörige und Trauernde zur Verfügung: Nach dem tragischen Anschlag in München steht der Kriseninterventionsdienst RUF24 der Stiftung AKM bereit, um Betroffenen und lebensbedrohlich verletzten Menschen Unterstützung zu bieten. Das Krisentelefon ist 24-Stunden jederzeit erreichbar: 0157 733 11 110 Außerdem 18.12.2025 Zahngold verkaufen in München: So holen Sie das Beste aus alten Kronen und Brücken heraus Viele Menschen haben zu Hause noch kleine Döschen mit alten Kronen, Brücken oder Inlays liegen – entweder vom letzten Zahnarztbesuch oder von den Eltern und Großeltern. Was häufig nicht beachtet wird: dass darin ein beachtlicher Wert stecken kann. Zahngold besteht in der Regel aus hochwertigen Edelmetall-Legierungen und kann – richtig verkauft – einen unerwarteten Geldbetrag 17.12.2025 So finden Münchner Skifans die perfekten Skisocken für lange Tage auf der Piste Wer an Ski-Ausrüstung denkt, sieht meist zuerst Ski, Schuhe und Helm vor sich. Die Socken landen gerne in der Restekiste, oft als dicker Wollstrumpf aus der Winterlade. Spätestens nach dem ersten langen Tag am Sudelfeld, am Brauneck oder in Garmisch merken viele Münchnerinnen und Münchner, dass genau diese Entscheidung den Unterschied macht: zwischen warmen, entspannten