Eine Frau im Bikini, daneben eine durchgestrichene Hand. Ein Bademeister und eine Bademeisterin mit erhobenen Zeigefingern, dazwischen ein Gleichheitszeichen. Mit einer interkulturellen Aufklärungskampagne sind die Münchner Schwimmbäder Vorreiter gewesen.
Menschen aus anderen Kulturen bringen auch neue Probleme nach Deutschland – mit einer Aufklärungskampagne in den Münchner Schwimmbädern auf anderen Sprachen und mit Comicbildern haben die Betreiber gute Erfahrungen gemacht. Zahlreiche Bäder in Deutschland hätten die Vorlage inzwischen übernommen, sagte ein Sprecher der Stadtwerke München am Dienstag.
Die Flyer und Plakate klären unter anderem über scheinbare Selbstverständlichkeiten auf, zum Beispiel dass Wasser für Nichtschwimmer gefährlich sein kann. Es geht aber auch darum, dass den Anweisungen des Badepersonals – egal ob Mann oder Frau – Folge zu leisten ist und Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen. Die Flyer, die neben Deutsch, Englisch und Französisch auch in Arabisch, Somali, sowie in den etwa in Afghanistan genutzten Sprachen Pashtu und Dari gedruckt wurden, helfen dem Personal bei der Präventionsarbeit, wie der Sprecher sagte.
Die Idee sei 2013 gekommen, weil sich die Probleme in den 18 Hallen- und Freibädern der Landeshauptstadt häuften. Vor allem seien immer wieder Migranten ins Wasser gesprungen, die nicht schwimmen konnten. Darüber hinaus habe es weitere vorwiegend interkulturelle Probleme gegeben, sagte der Sprecher: „Der Grundsatz der Akzeptanz von Frauen – egal in welcher Kleidung – wird leider nicht von allen Badegästen respektiert, deshalb der explizite Hinweis darauf.“
Damals seien die Münchner das erste Bäderunternehmen in Deutschland gewesen, das eine solche Kampagne ins Leben rief, sagte der Sprecher. 20 000 Flyer seien gedruckt worden, die nächste Auflage sei gerade in Planung. Geprüft werde auch, ob Drucke in weiteren Sprachen nötig seien. Zudem sei das Personal interkulturell geschult worden, so dass die Mitarbeiter schon an der Kasse das Infomaterial anbieten. „Das kommt auch bei Kunden gut an. Sie fühlen sich wertgeschätzt.“
München ist eine Großstadt mit einem der höchsten Ausländeranteile in Deutschland. Zudem sei das Thema Aufklärung mit den steigenden Flüchtlingszahlen noch einmal verstärkt worden, sagte der Sprecher. Die Flyer, die das Personal auch aktiv verteilt, wurden mit der Gleichstellungsstelle, der Anti-Diskriminierungsstelle und der Stelle für Interkulturelle Zusammenarbeit der Landeshauptstadt erstellt.
(dpa/lby)
Wie wichtig die Aufklärung über die Verhaltensregeln im Schwimmbad ist, zeigt dieser Fall vom Wochenende: Ein 15-Jähriger und zwei Freunde haben sich im Michaelibad an einer 17-Jährigen vergriffen. Auch ihre 14-jährige Schwester soll begrabscht worden sein. Die Polizei ermittelt auch wegen des Tatvorwurfs der Vergewaltigung. Die ganze Geschichte finden Sie hier.