Do, 09.04.2015 , 11:07 Uhr

"Liebesschlösser" - warum sie den Münchner Brücken schaden können

Ein Vorhängeschloss aufzuknacken, ist ein ganz schöner Aufwand. Kein Wunder, dass niemand die vielen „Liebesschlösser“ entfernt, die zu tausenden, auch in München, die Brückengeländer schmücken. Warum auch – ist doch eigentlich ein schöner Brauch, oder? Leider sind die Schlösser für die Brücken auf Dauer eine echte Gefahr; hier lesen Sie, warum.

 

Früher haben Pärchen ihre Initialen in einen Baum oder eine Parkbank geritzt. Heute hängen sie ein buntes Liebesschloss an eine Brücke und werfen den Schlüssel in den Fluss. Doch die Masse der metallenen Zuneigungsbekundungen kann für die Bauwerke zum Problem werden.

 

Die kleinen bunten Liebesschlösser an Brücken gehören in vielen bayerischen Städten inzwischen dazu. Doch für manche Bauwerke werden die Schwüre ewiger Liebe aus Metall so langsam zum Problem. Rost schädigt das Material und an manchen Konstruktionen verteilt sich das Gewicht sehr ungleich – die Statik ist in Gefahr.

 

„Ach was – die paar Schlösser“ wird man vielleicht sagen. Doch es gibt schon erste Beispiele für die sehr unlustigen Auswirkungen der öffentlichen Liebesbekundungen: In Paris brach im vergangenen Jahr ein Geländerteil der Fußgängerbrücke am Louvre unter der Last tausender Schlösser ein. Einige Kommunen reagieren und beseitigen die Schlösser regelmäßig.

 

 

Auch in München kennt man sich aus mit dem Thema. Vor allem an der Isar-Brücke beim Zoo hängen die bunten Zuneigungsbeweise. Hier gibt es vor allem Probleme mit «Kontaktkorrosion», sagt Friedrich Spieß, Vize-Abteilungsleiter Bauwerksunterhalt. Der Rost des billigen Metalls der Schlösser springt auf das Bauwerk über. «Wir dulden die Schlösser und wollen dem Brauch nicht entgegentreten», sagt Spieß.

 

Wenn sich Rost bildet oder es statische Probleme gibt, kommen die Schlösser trotzdem ab. «Sicherheit geht vor», sagt Spieß. Der Bauhof kontrolliert die Brücken regelmäßig. Ein paar tausend Schlösser hingen sicher an der Brücke. Mehrere Hundert wurden schon entfernt. Die Schlösser werden drei Monate aufbewahrt. «Gelegentlich erkundigt sich dann eine Dame oder ein Herr nach den Schlössern. Das ist aber ganz selten. Im Jahr vielleicht fünf oder sechs Leute», sagt Spieß. Die abgesägten Schlösser wandern nicht gleich auf den Müll, sondern werden zunächst einige Monate im Bauhof am Isarkanal 6 aufbewahrt. Dort können sie von Montag bis Donnerstag von 7-15Uhr und Freitags von 7-11:30Uhr abgeholt werden.

 

 

Dass so ein Schloss also für die Ewigkeit hält, so wie es wahrscheinlich von den Liebenden gedacht ist, ist eher unwahrscheinlich. Spätestens, wenn eine Brücke renoviert, gestrichen oder neu beschichtet werden muss, ist es vorbei mit der Romantik. Trotzdem versuchen die meisten Städte, die Schlösser so lange hängen zu lassen, wie es geht – schließlich steht hinter jedem einzelnen eine Geschichte.

 

 

jn / dpa

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