Nachdem im Rathaus für volle drei Tage keine einzige E-Mail mehr angekommen ist, denken Oberbürgermeister und Arbeitsreferent der Stadt München jetzt darüber nach, sich wieder ein Netzwerk von Microsoft anzuschaffen.
Vor einigen Jahren hatte München als erste Großstadt auf Linux in der Stadtverwaltung gesetzt.
Die Münchner Stadtverwaltung hat tagelang keine E-Mails empfangen können. Von Freitag bis Montag war der städtische Server der Millionenstadt blockiert. Grund war eine zu große Mail. Ein Stadtsprecher bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht einer Münchner Zeitung, betonte aber: „Keine Mail ist verloren gegangen.“
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist sauer. „Dass der Mailserver der Stadt München tagelang nicht erreichbar ist, kann ich nicht akzeptieren“, sagte er. „Da muss es technische Möglichkeiten geben, das zu verhindern.“
Das Problem sei zwar ein Server-Problem, sagte der Stadtsprecher. Aber auch die Software auf den Computern steht unter Beobachtung. Vor zehn Jahren hatte die Stadt München die Umstellung der Rathaus-Computer auf das freie Betriebssystem Linux – in der Stadt „LiMux“ genannt – beschlossen. München war damit die erste Großstadt, die gegen Microsoft rebellierte und mit viel Aufwand mehr als 10 000 Computer umrüstete.
Die Stadt will ihr IT-System von einem externen Gutachter überprüfen lassen. Außerdem sollen die städtischen Mitarbeiter zu ihren Erfahrungen mit dem Betriebssystem befragt werden. Die Umfrage sollte am Mittwochabend im Stadtrat beschlossen werden. Sollte dabei herauskommen, dass die Mehrheit der Angestellten weiter mit Linux arbeiten will, „soll mir das recht sein“, sagte Reiter im Zeitungsinterview.
Bereits vor einigen Monaten hatte der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) eine Rückkehr zu Microsoft nicht ausgeschlossen. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Beschwerden von unzufriedenen Nutzern gegeben. „Egal, in welches Referat ich komme, überall kriege ich bestätigt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter leiden. Das müssen wir ändern“, hatte Schmid kürzlich verlauten lassen.
dpa / adc