Mo, 16.03.2015 , 08:56 Uhr

München: Tausende radioaktive Wildschweine in Bayern

Am 26. April 1986 kam es im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl zur Katastrophe. Die Folgen sind bis heute messbar.

 

Knapp 30 Jahre nach dem Atomunglück von Tschernobyl sind immer noch viele Wildschweine in Bayern radioaktiv belastet. Der zulässige Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm wird teilweise um mehr als das Zehnfache überschritten. Das geht aus der Antwort des Umweltministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor. Im Landkreis Augsburg überschritt im Jahr 2013 sogar mehr als die Hälfte der 612 genommenen Proben den Grenzwert. In anderen Kreisen war es mehr als ein Drittel – darunter Freyung-Grafenau, Neu-Ulm und Weilheim-Schongau.

 

In den zwölf Landkreisen, die 1986 am stärksten von der Tschernobyl-Wolke getroffen worden waren, lagen insgesamt 1332 Proben über dem Grenzwert. Wildbret mit einer Belastung von über 600 Becquerel pro Kilo darf nicht in den Handel gelangen, die Jäger können dafür beim Bundesverwaltungsamt einen Schadenausgleich beantragen.

 

3.300 Anträge auf Schadenausgleich aus Bayern

 

Die Grünen werfen dem Umweltministerium vor, sich für die Problematik nur begrenzt zu interessieren: Nach den Zahlen der Bundesbehörde habe es 2013 allein aus Bayern mehr als 3300 solche Anträge auf Schadenausgleich gegeben, sagte der Abgeordnete Markus Ganserer. „Dazu liegen keine Erkenntnisse vor“, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Dazu der Grünen-Politiker Ganserer: „Die Strahlenbelastung kann man weder sehen, noch riechen noch schmecken. Die CSU Regierung will sie aber auch nicht messen können.“

 

Nach den Zahlen der amtlichen Lebensmittelüberwachung wird der Grenzwert zum Teil sehr weit überschritten. So wurde in Cham 2013 bei einem erlegten Tier 9840 Becquerel pro Kilogramm gemessen, in Regen bei einem Schwein 9836 Becquerel. Die Behörden haben aber kein radioaktiv belastetes Fleisch im Handel oder in Gaststätten gefunden.

 

Keine Auskunft kam zu der Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass das Fleisch nicht getesteter Tiere radioaktiv belastet sein könnte: „Statistische Aussagen sind dazu nicht möglich“, heißt es in dem Schreiben des Umweltministeriums. „Dennoch gibt es keine Pflicht, die Strahlenbelastung zu messen“, kritisiert Ganserer. „Und auch in stark belasteten Regionen wird nur ein Teil der erlegten Tiere beprobt.“

 

Das Ministerium dagegen verweist in seiner Antwort auch darauf, dass Wildschweinfleisch ein Lebensmittel „von geringer Bedeutung“ sei. Die durchschnittliche Verzehrmenge pro Kopf liege bei 600 Gramm pro Jahr.

 

rg / dpa

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