Nachdem in einer verlassenen Klinik in Ambach bei Münsing frei zugängliche Krankenakten und Patientendaten, auch von TV-Stars, gefunden worden waren, wird das Areal mittlerweile bewacht und auch eine Strafanzeige wurde gestellt.
Wie bereits berichtet, waren in einer verlassenen Klinik in Ambach bei Münsing, am Starnberger See, hunderte Krankenakten, Patientendaten und Röntgenbilder ehemaliger Patienten aufgetaucht. Das Bekanntwerden der Datenschutz-Katastrophe hatte deutschlandweit für Medienberichte gesorgt. Auch die Akten von Fernsehstars waren dort gefunden worden. So hatten Zeitungsjournalisten auf dem Gelände des ehemaligen Kursanatoriums Wiedemann Röntgenaufnahmen des Schauspielers Klausjürgen Wussow ausfindig gemacht.
Zu diesem Zeitpunkt war das Gelände eigentlich für jedermann zugänglich, denn für den verlassenen Ort hatte sich jahrelang niemand wirklich interessiert. Fotografen hatten ihn auf der Suche nach spannenden, verlassenen Orten („Lost Places“) aufgesucht, Türen standen offen, weil sie vermutlich aufgebrochen worden waren. Auf den Bildern, die uns vorliegen, ist klar zu erkennen, wie schlampig die ehemaligen Besitzer hier die sensiblen Daten ihrer Patienten einfach herumliegenließen.
Die gemeinnützige AG „KWA Kuratorium Wohnen im Alter“ hat in Münsing-Ambach die Immobilie erworben, wo über Jahrzehnte eine Kurklinik bzw. ein Sanatorium betrieben worden war. Am 21. Juni 2016 gingen das Areal und die damit verbundenen Lasten an diese über. Der Vorstand der KWA äußerte sich zu diesem Zeitpunkt bestürzt über die Zustände auf dem Gelände und hatte angegeben, dass man sich umgehend der Sache annehmen werde. So wurde kurz nach Bekanntwerden das „als sensibel erkennbare Material“ unverzüglich gesichert bzw. eingeschlossen.
Trotz dieser Maßnahmen tauchten später jedoch noch weitere Akten mit sensiblen Daten auf, teilt die KWA heute mit. Dies sei darauf zurückzuführen, dass sich Unbekannte in offensichtlich unerlaubter Weise Zutritt auf das Gelände verschafft hätten. Es habe einen Einbruch im Ärztehaus gegeben, nach dem sensibles Datenmaterial auf dem Grundstück verstreut und möglicherweise entwendet worden sei.
Obwohl die Grundstücksgrenzen zum öffentlichen Raum und zur Zuwegung durch Bauzäune abgeschrankt und ringsum durch Betreten-Verboten-Schilder markiert seien, hatten sich – zuletzt am vergangenen Wochenende – Unbefugte Zutritt verschafft, so die KWA weiter in ihrer Mitteilung. Erneut seien Scheiben eingeschlagen worden. Dank aufmerksamer Nachbarn konnten die Einbrecher diesmal jedoch noch im Gebäude von der Polizei aufgegriffen werden. Sie wurden wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Weiter heißt es:
Bis zur ordnungsgemäßen Entsorgung der auf dem Grundstück verbliebenen Akten – an denen in den vergangenen Jahren keinerlei Interesse bestand – hat KWA als weitere Sicherungsmaßnahme einen Wachdienst beauftragt, welcher das Areal regelmäßig begeht.
Die KWA habe mittlerweile vor Ort mit Zuständigen des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht ein Treffen abgehalten. Nach Einschätzung einer Mitarbeiterin hätten die aufgefundenen Patientenakten und Röntgenbilder dort nicht zurückgelassen werden dürfen, so der Schluss. Ehemalige Ärzte und Klinikbetreiber hatten es demnach schlichtweg versäumt, jene Unterlagen datenschutzkonform zu behandeln und tragen für deren Verbleib auf dem Gelände die Verantwortung.
Die Datenbestände sollen nun fach- und sachgerecht vernichtet werden. Die KWA hat die für das Zurücklassen der sensiblen Patientenakten und Röntgenbilder verantwortlichen Stellen dazu aufgefordert, die ordnungsgemäße Vernichtung sicherzustellen – und dafür in Absprache mit dem Landesamt für Datenschutzaufsicht einen angemessenen Zeitraum bemessen. Da Umstände bekannt geworden sind, die den Verdacht zulassen, dass gegen gesetzliche Bestimmungen und auch gegen Standesrecht verstoßen worden ist, wurde zudem Strafanzeige gestellt.
pm