Zwei Dealer wollten gerne wissen, wie gut ihr Stoff ist. Ein Chemiestudent half ihnen und untersuchte Koks und Crystal Meth im Labor der Uniklinik. Nun wundert der Mann sich, dass er vor Gericht steht – und gibt zu, bei seinen Analysen gelogen zu haben.
München – Für zwei Drogendealer hat ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität München in Labors des Klinikums Großhadern Rauschgifte auf den Wirkstoffgehalt untersucht. Er habe nicht gedacht, dass er sich damit strafbar mache, verteidigte sich der Student am Montag vor dem Landgericht München I.
Zu aussagekräftigen Analysen sei er gar nicht in der Lage gewesen. «Ich habe die Ergebnisse erfunden», sagte der 28-Jährige. Für die Analysen ließ er sich mit jeweils zwei bis vier Gramm Kokain entlohnen. Motiv sei «der starke Druck» gewesen, unter den ihn sein angestrebter Master-Abschluss in Chemie gesetzt habe.
Das Gericht hatte dem Mann in einem Vorgespräch für ein umfassendes Geständnis eine Strafe von höchstens drei Jahren und vier Monaten in Aussicht gestellt. Um die Aufputschwirkung der Droge sei es ihm gegangen, sagte er. «Mein einziges Ziel war der Master-Abschluss». Er habe bei der Vorbereitung leistungssteigernde Substanzen benötigt. In einer schlaflosen Nacht sei ihm die Idee gekommen, seinen Lieferanten «vorzugeben, dass ich Analysen machen kann». Er habe dann immer weiter gemacht nach dem Motto: «Augen zu und durch».
Laut Anklage haben die Online-Dealer dem Studenten Proben unter anderem von Kokain und Crystal Meth per Post geschickt. Die beiden Händler sind bereits zu sechseinhalb Jahren Freiheitsstrafe beziehungsweise zu sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt worden. Beide handelten mit großen Mengen Kokain und sogenannten Designer-Drogen. Der Jüngere der beiden Händler nutzte für die Rauschgiftgeschäfte sein Kinderzimmer im Elternhaus, wo er die bei ihm online georderten Drogen lagerte und für den Versand verpackte.
Bei ihm bestellte auch der Angeklagte Rauschgift in größeren Mengen. Im Juli 2015 wurde ein an den Studenten adressiertes Päckchen sichergestellt, er kam in Untersuchungshaft. Der Prozess dauert an.
(dpa/lby)