Berlin (dpa) –
Nach einem Überraschungserfolg der eurokritischen Partei AfD und einem beispiellosen FDP-Absturz waren die Mehrheitsverhältnisse im nächsten Bundestag unmittelbar nach Schließung der Wahllokale laut Hochrechnungen noch unklar. Da Rot-Grün einen Sieg bei der Bundestagswahl am Sonntag klar verfehlte, deutete einiges auf eine große Koalition von CDU/CSU und SPD unter Merkels Führung hin. Die Union war aber auch von einer absoluten Mandate-Mehrheit nicht weit entfernt. Schwarz-Grün war theoretisch denkbar.
Die Hochrechnungen von Infratest dimap (ARD) und Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) ergeben für CDU/CSU im neuen Bundestag 298 bis 301 Sitze (2009: 239), für die SPD 184 bis 187 Mandate (146). Die Grünen können mit 57 Mandaten (68) rechnen, die Linke mit 59 bis 61 Sitzen (76). Bei der Wahlbeteiligung zeichnete sich nach dem Negativrekord von 70,8 Prozent vor vier Jahren ein verbesserter Wert ab von 72 bis 73 Prozent.
SPD, Grüne und Linke lagen nach den ersten Zahlen nur hachdünn vor der CDU/CSU – ein Mandate-Patt, das eine lange Wahlnacht mit großer Spannung versprach. SPD und Grüne hatten ein Zusammengehen mit der Linken strikt abgelehnt. Die Union will nicht mit der AfD kooperieren. Die Piratenpartei verpasste den Sprung ins Parlament.
Nach den Prognosen verfehlten die SPD mit Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und die Grünen mit dem Spitzen-Duo Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin ihr Wahlziel um Längen: Die angestrebte rot-grüne Regierung wird es nicht geben. Eine große Koalition hatte zuletzt von 2005 bis 2009 unter Führung Merkels regiert und Deutschland gut durch die Wirtschafts- und Finanzkrise geführt.