Mi, 24.06.2015 , 09:51 Uhr

Verbraucher murren über Post-Streik - Großkunden vorerst gelassen

München – Im Post-Streik ist kein Ende absehbar. Millionen Briefe und Pakete kommen verspätet an, das wächst sich für viele Privatleute zum Problem aus. In der Wirtschaft gibt man sich dagegen vorerst gelassen.

 

 

München/Bonn – Der Dauer-Streik bei der Deutschen Post wird für viele Verbraucher zur Geduldsprobe. Ob Bewerbungsschreiben, die nicht ankommen, Konzerttickets für die Lieblingsband oder wichtige Rechnungen, für die Mahngebühren drohen – vor allem Privatleuten machen die Folgen des Tarifkonflikts zwischen der Post und der Gewerkschaft Verdi zu schaffen. Auf der Facebook-Seite des gelben Riesen machen manche ihrem Unmut Luft. «Wann bekomme ich endlich meine Post? Seit zwei Wochen Leere im Briefkasten. So langsam schwindet meine Verständnis!», lautet noch einer der milderen Kommentare.

 

Die Post bittet um Geduld – und verweist regelmäßig darauf, dass rund 80 Prozent der Briefe und Pakete pünktlich ankommen. Manche Privatkunden wollen sich darauf aber offenbar nicht verlassen und weichen auf Alternativen aus. So registrieren Post-Konkurrenten einen deutlich größeren Zulauf von Privatkunden in ihren Shops, aber auch zunehmende Anfragen kleiner und mittlerer Firmen, wie der Vorsitzende des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste, Andreas Schumann, berichtet.

 

 

Kundenverluste?

 

Aktionärsschützer warnen bereits vor größeren Kundenverlusten. Allerdings unterhalten große Unternehmen vielfach langfristige Verträge mit der Post – und zeigen sich bisher weitgehend gelassen. Zwar müssen vor allem Versandhändler Schwierigkeiten bewältigen und teils auch höhere Kosten schultern, doch sehen sich beispielsweise Versicherer und auch Banken nur wenig betroffen von dem Ausstand, weil immer größere Teile des Geschäfts digital abgewickelt werden. Auch regional fallen die Folgen sehr unterschiedlich aus.

 

Der Versicherer Allianz hat seit Beginn des Ausstands festgestellt, dass die Kunden verstärkt E-Mail und Fax nutzen, wie ein Sprecher sagt. Das Unternehmen selbst greift bei dringlichen Sendungen auf Kuriere zurück. Die Briefzustellung schwanke zwar derzeit stärker, doch gingen an manchen Tagen noch immer rund 40 000 Briefsendungen ein. Über negative Folgen des unbefristeten Ausstands berichtete der Sprecher nicht. Bei der Commerzbank heißt es, der Streik sei kein Problem, vereinzelt komme es allerdings zu Verzögerungen bei der Zustellung.

 

 

Auch Banken betroffen

 

Ähnlich äußert sich ein Sprecher des Versicherungsgruppe Ergo. Ihm ist kein einziger Fall bekannt, in dem es etwa Probleme mit einem Vertragsabschluss wegen des Ausstands gegeben habe. Auch bei der Ergo werden viele Abschlüsse elektronisch oder per Fax getätigt. Bei der HypoVereinsbank in München heißt es: „Insgesamt sind natürlich auch wir als Bank vom Poststreik betroffen. Wir haben aber unsere Abläufe bestmöglich umgestaltet und nutzen sowohl unser Filialnetz als auch unsere Multikanal-Möglichkeiten.“ Digitale Kommunikationswege haben auch bei der HHVB stark an Bedeutung gewonnen.

 

Für den Versandhandel stellt der Streik nach Angaben des Branchenverbandes BEVH zwar ein Problem dar. „Der Paketbereich von DHL läuft allerdings noch recht zuverlässig“, sagt BEVH-Logistikexperte Ingmar Böckmann. Etwa 20 Prozent der Pakete kämen verspätet an. Am zuverlässigsten sei die Auslieferung in Metropolen, betroffen von den Ausständen sei vor allem der ländliche Raum in Ostdeutschland. „Manche Händler weichen auf Kurierdienste aus, was für die Unternehmen allerdings teuer ist.“

 

Der Poststreik läuft mittlerweile bereits in der dritten Woche. Am Dienstag hatte die Gewerkschaft Verdi wieder Zehntausende Mitarbeiter zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Laut Post werden etwa 80 Prozent der Briefe und Pakete pünktlich befördert. Millionen Lieferungen verzögern sich aber jeden Tag. (dpa)

 

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