Fr, 27.03.2015 , 10:44 Uhr

Wohnungssuchende in München: "Unter 1000 Euro wird es schwierig"

Die Suche nach bezahlbaren Mietwohnungen ist in vielen Großstädten zu einem Problem geworden. So extrem wie in München ist die Lage nach Einschätzung von Mieterschützern aber kaum irgendwo. Sie hoffen auf Besserung durch die Mietpreisbremse.

 

München – Robert Fritz hat zwei kleine Töchter, ein Klavier und eine Arbeit als Freiberufler. Auf dem Münchner Wohnungsmarkt hat er mit diesem Profil kaum Chancen. Seit einem halben Jahr sucht der 57-Jährige verzweifelt nach einer bezahlbaren Mietwohnung für sich und seine Familie, weil sein Vermieter ihm wegen Eigenbedarfs gekündigt hat. Mehr als 40 Wohnungen hat der Musiklehrer besichtigt und danach nicht einmal eine Absage erhalten – als wäre er gar nicht existent. „Es ist einfach frustrierend.“

 

München ist seit Jahren die teuerste deutsche Großstadt für Mieter. Bei Neuvermietungen müssen Mieter dort inzwischen nach Angaben der Stadt mehr als 14 Euro pro Quadratmeter zahlen. In kaum einer anderen Stadt treibt der Wohnungsmarkt nach Ansicht von Mieterschützern solche Blüten wie in München. Die Einführung einer Mietpreisbremse halten sie deshalb für überfällig. „Das ist endlich ein Licht am Ende des Tunnels“, sagt die Landesvorsitzende des Mieterbundes in Bayern, Beatrix Zurek.

 

 

Viele Wohnungssuchende haben allerdings den Eindruck, dass die Vermieter in den vergangenen Monaten bei einem Mieterwechsel noch einmal kräftig zugelangt haben, bevor ihnen die Bremse droht. Wohnungen mit mehr als einem Zimmer zu Warmmieten unter 1000 Euro sind längst Mangelware. Studenten freuen sich, wenn sie ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft für weniger als 500 Euro ergattern. Zu Besichtigungsterminen bringen einige Kandidaten ganze Bewerbungsmappen mit Empfehlungsschreiben, Schufa-Auskunft und Kontoauszügen mit, um vorn dabei zu sein.

 

Vermieter können sich ihren Lieblingskandidaten aussuchen: „Die besten Chancen haben Doppelverdiener ohne Kinder“, weiß Zurek. Familien mit Kindern, Rentner und Freiberufler müssen sich hinten anstellen. Aber auch Haustiere und Musikinstrumente sind nicht erwünscht. „Die Kombination von Alleinstehend mit Kind und Haustier ist neben dem Spielen eines Musikinstruments besonders schwierig.“ Die Frage nach Hobbys ist inzwischen für viele Vermieter Standard.

 

 

„Da fühlt man sich schon gemolken“, sagt eine junge Architekturstudentin, die lieber nicht namentlich genannt werden möchte. Sie ist zusammen mit ihrem Freund bereit, bis zu 1200 Euro Warmmiete für eine Zwei- oder Dreizimmerwohnung zu zahlen, um etwas Passables zu finden. „Unter 1000 Euro wird es schwierig.“ Aber selbst in der Preisklasse hält sich das Angebot in Grenzen. Die letzte Wohnung, die sie sich angesehen haben, war 60 Quadratmeter groß und dunkel. Kostenpunkt: 970 Euro.

 

Musiklehrer Fritz verbringt seit Monaten einen Großteil seiner Freizeit mit der Suche nach einer Wohnung. Immer wieder geht er in die Zentralen der großen Wohnungsbau-Gesellschaften und Genossenschaften, um sich in Erinnerung zu bringen. „Das Einzige, was ich Ihnen geben kann, ist ein Taschentuch“, habe ihm ein genervter Mitarbeiter dort kürzlich gesagt.

 

Der Musikpädagoge ist bereits auf ein elektronisches Klavier umgestiegen, um niemanden zu belästigen. Verschweigen will er sein Instrument bei der Wohnungssuche aber nicht: Er ist schließlich Klavierlehrer und hat Angst, dass ihm ein neuer Vermieter kündigen würde, wenn er im Nachhinein von dem Instrument erfährt. Seinen Unterricht gibt er aber ohnehin in einer Musikschule in der Stadt. Anspruch auf eine Sozialwohnung hat der Familienvater noch nicht, da er noch keine fünf Jahre in München gemeldet ist. In der Stadt möchte er trotz seiner Probleme auch bleiben: Denn dort hat er immerhin Arbeit. Wo er mit Frau und den kleinen Kindern wohnen soll, wenn er seine jetzige Wohnung Ende September räumen muss, weiß er aber noch nicht. „Wenn wir nichts finden, landen wir im Wohnheim.“

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