Am 14. November ist Welt-Diabetes-Tag, um auf die im Volksmund auch als „Zuckerkrankheit“ bezeichnete Erkrankung aufmerksam machen. Und die Statistik zeigt: Das ist auch bitter nötig. Denn vor allem immer mehr Kinder erkranken an an Typ 1-Diabetes. Damit ist die Zuckerkrankheit die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern – rund 30 000 unter 18-Jährige leiden in Deutschland an Typ 1, die Neuerkrankungen steigen jährlich je nach Quelle um zwei bis vier Prozent.
«Warum der Typ-1-Diabetes ansteigt – für die Antwort kann man noch einen Nobelpreis gewinnen», sagte Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe. «Es ist wie ein Puzzlespiel.» Denn Diabetes trifft nicht nur Alte und Übergewichtige: Die kleine Ann-Fabienne zum Beispiel ist Leistungsturnerin. Sie bekam mit sieben Zucker.
Finnland hat die meisten Diabetes-1-Kinder. Die Gründe: unklar. «Wir wissen, dass bestimmte Viruserkrankungen das Risiko fördern», sagt Danne. Etwa 20 Gene stehen in Zusammenhang mit Diabetes Typ 1. Vitamin D-Mangel spielt vielleicht eine Rolle, vermutlich auch Ernährungsbestandteile. «Sicher ist nur: Süßigkeiten spielen keine Rolle», sagt Danne. «Es gibt eine Menge offener Fragen.» DiabetesDE wirbt um Spenden – auch für mehr Forschung.
Anders der Diabetes Typ 2: Hier sind die Ursachen genetische Veranlagung, aber auch Übergewicht und Bewegungsmangel. Sechs Millionen Deutsche leiden an Typ 2. Auch hier erkranken mehr junge Leute, aber selten Kinder. «Wir haben ein Problem mit Adipositas und Kindern. Aber Diabetes ist erst die Endstufe», sagt der Vizevorsitzende der Forschergruppe Diabetes am Helmholtz-Zentrum in München, Michael Hummel. «Dass der Typ 2-Diabetes bei Kindern wahnsinnig zunimmt, stimmt nicht.» Aber: «Wir sehen immer mehr Typ-2-Patienten im Alter von 25 und 35 Jahren.»
Typ-2-Diabetes lässt sich mit Abnehmen und Bewegung behandeln. Bei Typ 1 gibt es keine Genesung. «Das Einzige, was wir machen können, ist Insulin geben», sagt Danne. «Was wir anbieten können, sind technische Lösungen.» Kürzlich haben Patienten erstmals eine künstlichen Bauchspeicheldrüse zu Hause getestet. Das Gerät misst automatisch den Zucker im Gewebe und gibt die richtige Insulinmenge ab. Bis zur Marktreife wird es aber dauern – eine Hoffnung vielleicht für Kinder, bei denen jetzt Diabetes festgestellt wird.
mt / dpa