Fr, 22.04.2016 , 12:01 Uhr

Alte und Kinderreiche werden ärmer - Jeder siebte Bayer ist armutsgefährdet

In Bayern als einer der wohlhabendsten Regionen der Welt ist jeder siebte Bürger „armutsgefährdet“. Das bedeutet nicht Hungern und Frieren – aber den erzwungenen Verzicht auf die gängigen Annehmlichkeiten des Lebens.

 

München – Rentner und kinderreiche Familien sind von der Mehrung des Wohlstands in Bayern ausgenommen. Die bayerische Bevölkerung ist im deutschlandweiten Vergleich die wohlhabendste, und daran hatten nach einem Bericht von Sozialministerin Emilia Müller (CSU) in den vergangenen zehn Jahren auch Haushalte mit niedrigem Einkommen ihren Anteil. Die so genannte „Armutsgefährdungsquote“ ist für Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende und Frauen zurückgegangen. Die Ausnahme: Familien mit drei und mehr Kindern und die über 65-Jährigen.

 

„Der wachsende Lebensstandard kommt auch bei den Schwächsten an“, sagte die CSU-Politikerin. Das volkswirtschaftliche verfügbare Einkommen pro Kopf liege in Bayern gut zehn Prozent über dem Bundesdurchschnitt, die Armutsgefährdungsquote um 3,9 Prozent unter dem deutschlandweiten Schnitt. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Arbeitslosigkeit in Bayern in den vergangenen zehn Jahren halbiert hat.

 

Video: Im eigentlich reichen Bayern sind immer mehr Menschen von Armut bedroht. Dagegen will die Landtags-SPD mit einem umfassenden Antragspaket im Landtag vorgehen.

 

 

Offiziell „armutsgefährdet“ ist, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Das trifft in Bayern trotz des Wohlstands aber auf jeden siebten Bürger zu: Die Armutsgefährdungsquote lag 2014 bei 14,6 Prozent.

 

„Dennoch, das muss man schon in aller Ehrlichkeit sagen, liegt die Armutsgefährdungsquote von Familien mit drei und mehr Kindern mit 16,4 Prozent in 2014 über dem Durchschnitt“, sagte Müller. Bei den über 65-Jährigen waren es sogar 16,9 Prozent, die Sozialministerin nannte das eine „erhebliche Herausforderung„.

 

Die Opposition fordert zielgerichtete Unterstützung der Armen. Die stellvertretende Ausschussvorsitzende Angelika Weikert (SPD) kritisierte, dass Müller keine Vorschläge mitgebracht habe, wie sie die Probleme angehen wolle. „Die Schere zwischen Arm und Reich ist in Bayern größer geworden, das muss man einfach sagen“, sagte Hans-Jürgen Fahn von den Freien Wählern. „Die Aussage von Ministerpräsident Horst Seehofer, dass Bayern die Vorstufe zum Paradies sei, ist für jeden Siebten ziemlich makaber.“

 

Die Grünen-Abgeordnete Christine Kamm forderte vor allem größere Anstrengungen im Wohnungsbau, damit sowohl für die einheimische Bevölkerung wie auch für die in den nächsten Monaten zu erwartende große Zahl anerkannter Flüchtlinge genügend bezahlbare Wohnungen vorhanden seien. „Der Arbeitsmarkt ist aufnahmefähig, der Wohnungsmarkt muss es werden“, sagte Kamm.

 

Nach dem Bericht des Sozialministeriums sind etwa 12 000 Menschen in Bayern obdachlos – etwa einer von 1000 Bürgern.

 

(dpa/lby)

armut Bayern
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

02.05.2024 Duale Ausbildung Mediengestalter*in Bild & Ton (m/w/d) 01.04.2024 Liebe auf den ersten Blick – das wünschen sich Simba und die Meerschweinchen Die folgenden Kandidaten stehen nur stellvertretend für so viele Tiere, die in den Tierschutzvereinen in und um München auf ihre Lebenspartner warten. Wenn Sie sich tierischen Familienzuwachs wünschen, dann schauen Sie mal im Tierheim München vorbei.   Simba Jagdhund, Mix 7 Jahre alt sehr sensibel und bei seiner Bezugsperson verschmust braucht klare Regeln sehr bemüht 19.02.2024 Tierisch München: Pflegetiere der Tierhilfe Fünfseenland suchen ihr langfristiges Glück Die Tierrettung Fünfseenland e.V. möchte dazu beitragen, dass Menschen und Tiere gemeinsam alt werden und glücklich sind. Genau deshalb haben wir den Verein und seine Schützlinge besucht. Vielleicht verlieben Sie sich ja in eine der Fellnasen.   BERRY UND RUSTY Europäisch Kurzhaar 2017 und 2018 geboren Geschwister, die im Doppelpack vermittelt werden verstehen sich gut 11.12.2023 Tierisch München: Angorakaninchen suchen neue Halter mit Erfahrung und Katzenduo Bärli und Cliff wünschen sich eine liebevolle Familie mit streichelnden Händen Die Tierfreunde Brucker Land sind ein kleiner Tierschutzverein in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. In einem provisorischen Unterkunft pflegen sie ihre Tiere seit Jahren. Immer wieder brauchen Kleintiere ihre Hilfe, egal ob Streuner, Unfalltiere, Tauben oder beschlagnahmte Tiere – viele von Ihnen finden dort übergangsweise ein Zuhause. Die Tierschützerinnen und Tierschützer setzen sich für eine Kastrationspflicht