Mo., 18.06.2018 , 12:50 Uhr

Bayern-Basketballer zurück auf Liga-Thron: "Sieben Tage Party"

Das war eine Machtdemonstration zum Abschluss: Der FC Bayern ist Basketball-Meister und freut sich auf wilde Double-Party-Tage in München. Gegen ALBA Berlin ließen die Gastgeber im Showdown nichts anbrennen. Aber just die Zukunft des Meistertrainers ist offen.

 

München – Den großen Feierbefehl ihres Geschäftsführers wollten die ausgelassenen Basketballer des FC Bayern nach dem Double-Coup nicht abwarten. «Sieben Tage Party! Sieben Tage Party!», kündigte Marko Pesic am Samstagabend nur Minuten nach dem Final-Triumph über ALBA Berlin an, zu diesem Zeitpunkt aber nach einer Bierdusche bereits klitschnass. Dank eines famosen 106:85 (58:39) im fünften und entscheidenden Match gegen die Hauptstädter kehrt Bayern auf den Bundesliga-Thron zurück und hat beste Chancen, wie die Fußballer und die Eishockey-Cracks vom EHC Red Bull eine Münchner Ära zu prägen.

 

Daran aber dachten die siegestrunkenen Profis nicht. «Jetzt gibt es ein paar Tage Ausnahmezustand hier in München», sagte Nationalspieler Danilo Barthel, der zum wertvollsten Spieler (MVP) der Finalserie gewählt worden war. Schon auf dem Parkett tanzten und feierten die Basketball-Hünen wie kleine Buben, Spielmacher Stefan Jovic und Topscorer Nihad Djedovic trugen die abgeschnittenen Korbnetze wie Schmuckketten um den Hals. In der Kabine ging die Sause weiter, einem Physiotherapeuten wurde nach einer verlorenen Wette vom gesamten Team der Kopf kahl geschoren. Zu später Stunde durfte in einer Bar der obligatorische «We are the Champions»-Gesang nicht fehlen.

 

Der Vorrundenerste und Pokalsieger hatte komplizierte Playoffs mit einem Happy End abgeschlossen und erstmals das Double geholt – das, was den Fußballern zuletzt nicht gelungen war. «Wir haben sieben Jahre hart gearbeitet und etwas Historisches erreicht», sagte Pesic.

 

Vereinspräsident Uli Hoeneß blieb eine weitere Enttäuschung in einem «Finale dahoam» erspart. Der Edelfan und Basketball-Förderer war nach der Schlusssirene entzückt auf das Feld gerannt und hatte als erstes Trainer Dejan Radonjic umarmt. Danach verschwand Hoeneß in den Katakomben der Halle und überließ die Party seinem Siegerteam.

 

Ob Meistercoach Radonjic die Bayern in die nächste Saison und die elitäre Euroleague führen wird, das ist offen. Er hatte bei seiner Ankunft im April nur einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Der Kontrakt enthält aber eine Option für ein weiteres Jahr. «Heute ist nicht der Tag, um über die Zukunft zu reden. Wir werden sehen», sagte der Montenegriner nach dem Triumph und vor der großen Party.

 

Nach der überraschenden Trennung von Coach Sasa Djordjevic war es Radonjic gelungen, die Spieler vor allem mental zu Champions zu machen. Pesic bescheinigte dem Trainer «herausragende Arbeit». Ein drohendes Aus in der ersten Playoff-Runde und zwei Rückschläge gegen ALBA steckten die Münchner um Kapitän Anton Gavel weg und holten die vierte Meisterschaft, die erste seit 2014. «Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist und unglaublich glücklich», sagte Gavel. Für den routinierten Spielmacher war es der erste Meistertitel mit Bayern.

 

«Unfassbar, ich habe fünfzehn Jahre in dieser Liga darauf gewartet, endlich deutscher Meister zu werden», sagte Nationalspieler Alex King, der dabei glatt vergessen hatte, dass er auch 2004 offiziell als Meister mit Frankfurt geführt wird. Damals war er mit 19 Jahren aber nur Ergänzungsspieler und kam in den Playoffs nicht zum Einsatz.

 

Der Schlusspunkt dieser Final-Serie hätte für Bayern nicht famoser sein können: Spektakuläre Offensivaktionen und eine aggressive Verteidigung sicherten den Gastgebern von 6500 Zuschauern den Coup. Schon nach dem dritten Viertel und einer 25-Punkte-Führung war das Spiel entschieden. Lange vor der Schlusssirene hüpften die Spieler auf und ab, Manager Pesic umarmte an der Seitenlinie Coach Radonjic, bei Djedovic flossen etliche Tränen der Freude. «Nach zwei, drei Minuten war klar, dass wir das Spiel nicht verlieren können», resümierte Pesic und nannte als Erfolgfaktor «unser Herz».

 

Charakter und Willen hatte auch Berlin in der Best-of-Five-Serie gezeigt, etwa beim hart erkämpften Heimerfolg am Mittwoch. Im Finish aber ging der Truppe von Trainer-Altmeister Aito Garcia Reneses die Kraft aus, abgesehen vom blendend aufgelegten Dreier-Schützen Spencer Butterfield (29 Punkte) gelang in der Offensive kaum noch etwas. «Ich bin megastolz auf die ganzen Jungs, wir haben geilen Basketball gespielt die ganze Saison», resümierte ALBA-Kapitän Niels Giffey.

 

«Wir haben mit einem sehr jungen Team attraktiven und erfolgreichen Basketball gespielt und hatten bis zum Schluss eine Chance auf die Meisterschaft», sagte der Coach. Sportdirektor Himar Ojeda kündigte den nächsten Angriff in der BBL an: «Es ist noch nicht vorbei.»

 

 

Von Manuel Schwarz, dpa

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