München – Mehr als 20 Jahre lang hat die Sudetendeutsche Stiftung auf dieses Ziel hingearbeitet: ein eigenes Museum. Im Herbst sollen nun die Bagger anrollen. Ein 30-Millionen-Euro-Neubau ist direkt neben dem Haus der Stiftung in München geplant. Ein „Leuchtturmprojekt“ nennt es das bayerische Sozialministerium.
2018 soll das Museum eröffnet werden. Besucher können dort dann der bewegten Geschichte der Sudetendeutschen nachspüren – vom Mittelalter über die Vertreibung bis in die Gegenwart. Das Museum soll keine „bewahrende Heimatstube“ werden, meint Stiftungsvorsitzender Franz Pany. „Wir wollen ja nicht für 30 Millionen Euro einen Bau hinstellen, und dann kommt keiner.“ Die neue Einrichtung könne mit manchem Irrglauben aufräumen und das angestaubte Image der Sudetendeutschen Vereinigungen aufpolieren.
Auf knapp 1200 Quadratmetern wird eine Dauerausstellung über Alltag, Wirtschaft, Religion und Kultur der Deutschen aus den böhmischen Ländern informieren, wie Projektleiterin Elisabeth Fendl ankündigt. Drei Abteilungen sind geplant: „Heimat!“ (zur Geschichte und Kultur der böhmischen Länder), „Verlust – Ende der Selbstverständlichkeiten“ (zu Nationalismen, Nationalsozialismus, Flucht und Vertreibung), und „Heimat?“ ( zur Geschichte der Sudetendeutschen nach 1945).
Das Museum soll eine breite Zielgruppe ansprechen und auch solche Besucher anlocken, die keine böhmischen oder mährischen Wurzeln haben. Zwei Drittel der Kosten trägt der Freistaat, ein Drittel kommt vom Bund. Schirmherrin des Projektes ist Sozialministerin Emilia Müller (CSU).
Ein zentrales Museum der Sudetendeutschen gibt es noch nicht. Das Projekt schließe daher eine Lücke, meint die Gründungsbeauftragte Elisabeth Fendl. Andere Vertriebenengruppen haben bereits eigene Museen: das Schlesische Museum in Görlitz, das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg, das Westpreußische Landesmuseum in Warendorf, das Donauschwäbische Zentralmuseum in Ulm, das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim sowie das Pommersche Landesmuseum in Greifswald – und jetzt haben endlich auch die Sudetendeutschen einen Ort der Erinnerung.
(dpa)