Zwei Informatiker haben am Donnerstag vor dem Münchner Landgericht zugegeben, vor einem Jahr bei einem internationalen IT-Anbieter Millionen von Datensätzen abgegriffen und damit Erpressungsversuche unternommen zu haben. Im Gegenzug hat ihnen die Strafkammer Verurteilungen zu höchstens 3 Jahren und neun Monaten zugesichert.
Die 42 und 32 Jahre alten Angeklagten haben im Auftrag eines Dienstleisters der deutschen Tochter des internationalen IT-Anbieters Atos SE zugearbeitet. Kunden des Unternehmens waren unter anderem die Allianz, Siemens, Bayer, die Carl Zeiss AG und die Teambank. Rund 2,4 Millionen Datensätze dieser Kunden haben die beiden Männer ihrem Geständnis zufolge von einer Datenbank abgegriffen, die unter anderem die Benutzerkonten der Firmen verwaltete.
Der jüngere Angeklagte lud die Daten im April 2013 auf die Festplatte seines Laptops, der Ältere schickte Erpresser-Mails zunächst an die Firma Atos und – als das Unternehmen auf die Forderung von fünf Millionen Euro nicht einging – an die betroffenen Kunden. Alle schalteten die Polizei und externe Berater zur Aufklärung des Datenklaus ein, nach zwei Monaten waren die Angeklagten entlarvt. Laut Anklage hat keines der Erpressungsopfer bezahlt, jedoch fünfstellige Beträge in die Recherchen investiert. Die Firma Atos habe bei den Kunden erheblich an Reputation und Vertrauen eingebüßt.
Der 42-Jährige will bei der Tat «zum Teil» die Zustände bei dem Anbieter im Blick gehabt haben. Im Gegensatz zum Mitangeklagten gab er aber zu, am Geld interessiert gewesen zu sein und die Forderungen für realistisch gehalten zu haben. Gegen beide dauert der Prozess an.
jn / dpa