München – Die Anklage lautet auf versuchten Mord: Nach einem heftigen Streit soll ein 31 Jahre alter Mann in Obergiesing seine Lebensgefährtin mit kochendem Wasser übergossen und der flüchtenden Frau noch ein Messer in den Oberkörper gestoßen haben.
Zehn Monate danach hat am Montag in München das Strafverfahren gegen den Mann begonnen. Zum Prozessauftakt gestand der Angeklagte die Tat. Jedoch habe sich der Streit entgegen der Anklage nicht entzündet, weil seine litauische Freundin seine Glaubensgrundsätze missachtete, beteuerte der Muslim. Die Entfremdung habe vielmehr andere Gründe gehabt.
Nach seinen Worten suchte seine 32 Jahre alte Partnerin gegen seinen Wunsch verstärkt den Kontakt zu einer Freundin, die sie angeblich zum Drogenkonsum verleiten wollte. Die gemeinsamen Kinder sollen sich nach einem Besuch bei der Freundin beklagt haben, sie seien dort alleingelassen worden. Seine Lebensgefährtin habe sich nach einem Treffen «provozierend verhalten». Die Situation sei «zunehmend unerträglich» geworden, so der Angeklagte.
Am Morgen des 15. April 2015 kam es den Ermittlungen zufolge erneut zur Auseinandersetzung mit wechselseitigen Beleidigungen. Der Angeklagte kochte in der Küche Wasser ab und schüttete es im Wohnzimmer über die Frau, die gerade noch den neben ihr auf dem Sofa liegenden zweijährigen Sohn mit einer Decke schützen konnte. Sie wollte fliehen, der Angeklagte zerrte sie an den Haaren zurück und stach ihr mit einem Messer in den Oberkörper, bevor sie schließlich doch noch entkommen konnte. Die drei Kinder des Paares wurden in die Obhut des Jugendamtes gegeben. Der 31-Jährige «bedauert den Vorfall außerordentlich», versicherte für ihn sein Anwalt. – Der Prozess dauert an.
(dpa/lby)