Di., 11.03.2014 , 11:30 Uhr

Hoeneß-Prozess: Steuerfahnderin sagt aus

Nach dem spektakulären Millionen-Geständnis von Uli Hoeneß hat der zweite Verhandlungstag im Prozess gegen den Präsidenten des FC Bayern begonnen. Das Landgericht München II beschäftigt sich mit den umfangreichen neuen Unterlagen, die Hoeneß‘ Anwälte erst kurz vor dem Steuerstrafverfahren eingereicht hatten.

 

Befragt wird eine Steuerbeamtin aus Rosenheim, die die 70 000 Seiten derzeit unter die Lupe nimmt. Die entscheidenden Fragen des Tages werden sein, ob die Sichtung dieses Aktenberges mehr Zeit benötigt. Darüber hinaus muss sich zeigen, was das Eingeständnis von Hoeneß zum Auftakt des Prozesses, insgesamt 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben, für den Bayern-Boss bedeutet.

 

 

Hoeneß und seine Anwälte hatten mit den neuen Zahlen auch die Staatsanwaltschaft überrascht. Diese hatte dem 62-Jährigen in ihrer Anklage noch vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Die Finanzbeamtin ist bereits die letzte von vier geladenen Zeugen. Ursprünglich hatte der Vorsitzende Richter Rupert Heindl geplant, schon am Donnerstag das Urteil zu verkünden. Dieser Zeitplan steht nach der überraschenden Entwicklung in Frage.

 

An einer Freiheitsstrafe für Hoeneß geht nach Ansicht von Steuergewerkschafts-Chef Thomas Eigenthaler kein Weg mehr vorbei. «Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend», sagte er dem Bayerischen Rundfunk. «Ob sie jetzt noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, daran habe ich ganz, ganz starke Zweifel.» Jetzt werde man «erst mal aufdröseln müssen, wie die 18,5 Millionen überhaupt zustande gekommen sind», sagte Eigenthaler. «Ich bezweifle, ob man das in diesen Tagen bis Donnerstag überhaupt hinkriegt.»
Der Jurist und FDP-Politiker Wolfgang Kubicki glaubt ebenfalls nicht an eine Bewährungsstrafe. «Die Zahl alleine, 18 Millionen Euro, ist so schwerwiegend, das mir der Glaube momentan fehlt, dass er eine Bewährungsstrafe erhalten kann», sagte der stellvertretende Parteivorsitzende der FDP am Montag im Deutschlandfunk.

«Ich war erschüttert, als ich dieses hohe Ausmaß an Steuerhinterziehung vernahm», sagte Eigenthaler. «Was mich ebenso entsetzt, ist, dass Hoeneß offenbar Steuerfahndung und die Staatsanwaltschaft ein Jahr im Unklaren gelassen hat, ja geradezu an der Nase herumgeführt hat.»

 

 

Am zweiten Verhandlungstag blieb vor dem Münchner Justizpalast der große Andrang vom Prozessauftakt zunächst aus. Es versammelten sich deutlich weniger Zuschauer vor dem Gerichtsgebäude. Hoeneß erschien wieder in einem schwarzen Anzug, dieses Mal mit grau-blauer Krawatte. Er lächelte kurz in die Kameras, wirkte aber insgesamt ernster als am Vortag. Seine Frau Susi war auch wieder ins Gericht gekommen.

 

 

jn / dpa

Hoeneß Prozess

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