Die steigenden Lebenshaltungskosten in München treiben immer mehr Bewohner der Landeshauptstadt in die Schuldenfalle. Die Überschuldung in einer der wohlhabendsten Kommunen Deutschlands nimmt nach einer neuen Analyse der Wirtschaftsauskunft Creditreform sehr viel schneller zu als im Bundesdurchschnitt.
Mittlerweile hat sie sogar den bisherigen Negativrekord der Finanzkrise 2007 und 2008 überschritten: Denn zum Stichtag 1. Oktober 2017 konnten neun Prozent der erwachsenen Münchner ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen – insgesamt fast 105 000 Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um 4,6 Prozent – bundesweit ging die Quote nur um 0,9 Prozent nach oben.
„München ist eine sehr reiche Stadt, aber es ballt sich ein Problem zusammen“, sagte am Montag Philipp Ganzmüller, Geschäftsführer der Creditreform in München. Im Vergleich der Landeshauptstädte in den Flächenländern sind die Münchner zwar nach wie vor gut situiert; nur Mainz hat eine niedrigere Überschuldungsquote. Auffällig ist aber die schnelle Zunahme der Überschuldung. Die Quote ist zudem in München erheblich höher als der bayerische Durchschnitt von knapp 7,5 Prozent.
„Wir stellen immer wieder fest, dass schon eine Mieterhöhung das enge Haushaltsbudget sprengen kann“, sagte Erika Schilz, die Leiterin der städtischen Schuldnerberatung. Auffällig in München ist außerdem, dass fast zwei Drittel der säumigen Schuldner zur Gruppe der „hart“ Überschuldeten zählen – das sind nach Ganzmüllers Worten diejenigen, bei denen der Gerichtsvollzieher schon einmal erfolglos zu pfänden versuchte.
dpa