Fr, 13.05.2016 , 12:53 Uhr

Junge Polizisten, gestresste Lokführer und die teuren Münchner Mieten

Das Leben in München ist schön, aber teuer. Zu teuer für manche. Sie ziehen deshalb lieber in Regionen, in denen sie sich auch mit kleinem Geldbeutel eine schöne Wohnung oder gar ein Haus leisten können. Spürbar ist dies etwa bei Polizisten oder S-Bahn-Lokführern.

 

München  – Die Alpen, die idyllischen Seen und das kulturelle Angebot – der klassische Dreiklang, mit dem Münchner von ihrer Stadt schwärmen. Doch das Leben in Bayerns Landeshauptstadt ist teuer. Restaurants, Kinos und Geschäfte verlangen oft deutlich höhere Preise als andernorts. Der größte Batzen sind aber die Mieten. Seit Jahren gilt München in der Hinsicht als teuerste Stadt Deutschlands. Viele kehren der Stadt deshalb den Rücken oder wollen gar nicht erst dorthin ziehen, können sie sich doch in anderen Regionen deutlich mehr für ihr Geld leisten. In einigen Branchen ist das mittlerweile ein Problem, etwa bei Polizisten, Erziehern oder Lokführern.

 

Polizisten wollen lieber in andere Regionen

 

«Es ist nicht reizvoll, in München Dienst zu leisten», sagt Jürgen Ascherl, Personalrat im Polizeipräsidium und Bezirksvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in München. Die Arbeit sei interessant und abwechslungsreich, vor allem in der Innenstadt. «Aber man bekommt irgendwann doch zu spüren, dass dieser Reiz das finanzielle Defizit nicht aufwiegt.» Ascherl veranschaulicht dies an der Leberkässemmel. In einer Metzgerei in Oberfranken habe er für zwei Semmeln 1,60 Euro gezahlt. «In der Münchner Innenstadt zahlen sie 1,60 Euro für eine.»

 

Auch Lokführern reicht der Lohn nicht mehr aus

 

Lokführern in München ergeht es ähnlich. «Die Löhne reichen nicht aus, um auf dem freien Markt eine Wohnung zu bekommen und sich nebenher ein Leben zu leisten», sagt Wolfgang Gräubig von der Gewerkschaft der Lokführer (GdL). Und aus dem Sozialwohnungsangebot habe sich die Bahn komplett zurückgezogen. Außerdem seien viele Lokführer auf ein Auto angewiesen, das auch wieder Geld kostet. «Da beginnt eine Schicht schon mal um 4 Uhr morgens oder endet um 2.30 Uhr in der Nacht.» Zu Zeiten, in denen jedenfalls keine öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs sind. Die Folge: Weil es zu wenige Lokführer in München gibt, schieben die, die da sind, nach Auskunft Gräubigs einen riesigen Berg Überstunden vor sich her.

 

Familie erschwert Wohnungssuche zusätzlich

 

Ungefähr 1600 Euro netto erhält ein Polizist als Einstiegsgehalt, dazu 75 Euro Ballungsraumzulage. Ähnlich sieht es bei den Lokführern der Münchner S-Bahn aus. Bei Quadratmeterpreisen zwischen 12 und 16 Euro bei Neuvermietungen nicht gerade viel. Und wer mit Familie sucht, kann sich glücklich schätzen, wenn er für drei Zimmer, Küche, Bad nicht mehr als 700 Euro Kaltmiete zahlen muss. Wenn er die günstige Wohnung denn überhaupt bekommt, denn bei guten Angeboten wird die Besichtigung zum Massenauflauf.

 

Die Vorsitzende des Bayerischen Mieterbundes, Beatrix Zurek, sieht zwar durch die Mietpreisbremse in München eine Besserung. Doch in der Boomregion gibt es schlicht viel zu wenig Wohnungen, auch wenn die Stadt bereits große Anstrengungen unternimmt, Neubauten zu fördern. Ähnliches wünscht sich Zurek vom Freistaat. Notfalls müsse dichter bebaut werden. «Aber dafür wohnt man in der schönsten Großstadt der Welt», ist sie überzeugt.

 

Erziehermangel wird zusätzlich verstärkt

 

Leute mit kleinem Geldbeutel haben das Nachsehen – das merkt auch die Stadt, wenn sie Personal für Kindertagesstätten sucht, angesichts des Erziehermangels ohnehin schwierig. Hinzu kommt die Konkurrenz mit privaten Kita-Betreibern, die oft mehr zahlen. Die Stadt München hält mit einer Arbeitsmarktzulage von 200 Euro dagegen und baut zudem ihr Wohnungsangebot aus. 800 Wohnungen gibt es derzeit für städtische Dienstkräfte. Damit könne der Bedarf aber nur teilweise gedeckt werden, deshalb werde gebaut, heißt es im Personalreferat.

 

Auch Polizisten oder Lokführer werden händeringend gesucht. Die Polizei verpflichtet mittlerweile Kollegen zwangsweise zum Dienst in der Landeshauptstadt. Doch dableiben wollen anschließend nur wenige, sagt Ascherl. Vor allem wer eine Familie gründen will, geht dorthin, wo er fürs gleiche Geld wesentlich komfortabler wohnen kann. Deshalb schieben in München vor allem Beamte in den ersten Berufsjahren Dienst. «Gerade in den Schichten auf Streife sind lauter Junge unterwegs», hat Ascherl festgestellt. «Die Berufserfahrung der Polizei, die gibt es da nicht mehr. Da fehlt die Lebenserfahrung.»

 

Von Cordula Dieckmann, dpa

Mieten München

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