Nach dem 2:2 im Achtelfinal-Hinspiel sieht sich Juventus Turin in der Königsklasse gegen den FC Bayern als Außenseiter. In München wollen die Turiner dennoch mutig ihre Chance auf das Viertelfinale nutzen – und spekulieren dabei vor allem auf die Schwächen der Gastgeber.
Eine zweite Lehrstunde der Offensiv-Maschine des FC Bayern München will bei Juventus Turin trotz aller Verletzungssorgen niemand erleben. Im Gegenteil. „Jetzt wissen wir, dass auch die Bayern verwundbar sind“, tönte Verteidiger Patrice Evra – obwohl die Gäste beim 2:2 vor drei Wochen Italiens Fußball-Meister eine Stunde lang dominiert hatten. „Im Hinspiel haben wir verstanden, dass wir ihnen weh tun können“, erklärte der Franzose vor dem zweiten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Champions-League-Achtelfinale am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky).
Das Hinspiel mit 60 Minuten totaler Dominanz des FC Bayern und einer beeindruckenden Aufholjagd der Turiner ist für Juve Warnung und Mutmacher zugleich. „Es war beeindruckend, wie sehr uns die Münchner fast eine Stunde lang mit ihrer herausragenden Qualität zerquetscht haben“, gab der Ex-Wolfsburger Andrea Barzagli im „Kicker“ zu. Doch aus dem Auftritt in der zweiten Halbzeit ziehen die Turiner auch den Glauben an ihre Chance in München und an mögliche Patzer des Gegners.
„Wir wissen, dass sie stark sind, aber sie haben auch Schwächen und wir versuchen, sie dort zu treffen“, versprach Verteidiger Leonardo Bonucci. Barzagli kündigte einen „deutlich mutigeren“ Auftritt als im Hinspiel an. „Wir sind nicht der Favorit, verloren haben wir aber auch noch nicht“, sagte er. „90 Minuten mauern wird uns freilich nicht helfen, wir müssen schließlich für einen Sieg treffen.“
Verzichten muss Coach Massimiliano Allegri ausgerechnet auf seinen Top-Torjäger Paulo Dybala, der angeschlagen passen muss. „Achtung Juve! Viele Verletzte und jetzt gegen Bayern“, mahnte die „Gazzetta dello Sport“ mit Blick auf den Ausfall von Claudio Marchisio und den fraglichen Einsatz von Giorgio Chiellini und Mario Mandzukic. Der frühere Bayern-Stürmer soll trotz Leistenproblemen aber wohl auflaufen können. „Totaler Notstand gegen Bayern“, schrieb „Tuttosport“ dennoch.
Immerhin Weltmeister Sami Khedira, mit dem Juve noch kein Spiel verloren hat, ist fit für das Kräftemessen mit seinen Kollegen aus der Nationalelf. „Bei seiner internationalen Erfahrung ist Samis Präsenz auf dem Platz enorm wichtig“, lobte Barzagli den 28-Jährigen, der im Hinspiel aber schwach gespielt hatte. Verlassen muss sich Allegri nun vor allem auf seine starke Defensive um Kapitän Gianluigi Buffon, der in der Serie A bereits 926 Minuten ohne Gegentor ist. Nur drei Minuten fehlen dem 38-Jährigen damit zur absoluten Bestmarke.
„Die Deutschen sind Favoriten, nicht nur wegen des 2:2 aus dem Hinspiel. Aber es gewinnt nicht immer das stärkste Team“, prophezeite der „Corriere dello Sport“. Und auch Italiens Trainer-Legende Giovanni Trapattoni, Ex-Coach beider Teams, meinte: „Bayern muss vor eigenem Publikum das Spiel machen und das kann sie verwundbar machen. Juventus hat die richtigen Waffen, um Tore zu erzielen.“
rg / dpa