Fr., 28.11.2014 , 09:34 Uhr

München / Bern: Raubkunst auch in Gurlitts Salzburger Sammlung

Monet, Manet, Picasso und Pissarro – Das Kunstmuseum Bern hat eine Liste mit Kunstwerken aus Gurlitts Salzburger Haus veröffentlicht. Die Sammlung dürfte um einiges wertvoller sein als die Münchner – und nach Experten-Einschätzung ist auch sie nicht frei von Raubkunst.

 

Auch in der Salzburger Kunstsammlung von Cornelius Gurlitt befindet sich nach Einschätzung des Provenienzforschers Willi Korte Nazi-Raubkunst. Bei dem Gemälde „Paris Kathedrale“ von Camille Pissarro aus dem Jahr 1902 handele es sich um ein Werk, das der jüdischen Familie Heilbronn in Frankreich geraubt wurde. Das sagte der renommierte Raubkunst-Forscher Korte, der in den früheren 1990er Jahren den Quedlinburger Domschatz in Texas aufspürte, der Deutschen Presse-Agentur. Das Gemälde taucht in der Werkliste auf, die das Kunstmuseum Bern am Donnerstag auf seiner Internetseite veröffentlichte.

 

Das Bild findet sich auch auf der Seite eines amerikanischen Forschungsprojektes zur Nazi-Raubkunst. Zwischenzeitlich befand es sich den Angaben zufolge um 1945 auf Schloss Hohenschwangau. Wie es in die Sammlung von Gurlitts Vater Hildebrand gelangte, der einer der Kunsthändler Adolf Hitlers war, ist unklar.

 

Erst im Februar dieses Jahres war das Pissarro-Gemälde „Le Boulevard Montmartre“ für 19,7 Millionen Pfund (23,7 Millionen Euro) bei Sotheby’s in London versteigert worden. Die Salzburger Sammlung dürfte der weitaus wertvollere Teil der umstrittenen Gurlitt-Sammlung sein. Er umfasst neben dem Pissarro unter anderem Ölgemälde von Gustave Courbet, Paul Cézanne, Edouard Manet und Claude Monet sowie Werke von Pablo Picasso, Auguste Renoir, Wassily Kandinsky, Ernst-Ludwig Kircher, Paul Klee, Edvard Munch, Emil Nolde, und Max Liebermann, wie aus der jetzt veröffentlichten Werkliste hervorgeht.

 

Das Kunstmuseum Bern hatte am Donnerstag Listen der in Gurlitts Münchner Wohnung und seinem Salzburger Haus gefundenen Werke ins Internet gestellt. „Im Sinne der angekündigten Transparenz macht das Kunstmuseum Bern die Listen der Werke publik, die in der Wohnung von Cornelius Gurlitt in München Schwabing sowie in dessen Haus in Salzburg gefunden wurden“, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag.

 

Die beiden umfangreichen, 196 und 95 Seiten langen Werklisten waren am Nachmittag bereits auf der Internetseite des Museums abrufbar. „Wir haben uns der Transparenz verpflichtet und handeln nun auch entsprechend“, sagte Museumsdirektor Matthias Frehner.

 

Das Berner Museum hatte am Montag bekanntgegeben, dass es das Erbe des im Mai gestorbenen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt annehmen will. Eine Cousine Gurlitts erhebt aber ebenfalls Anspruch auf den Nachlass und zweifelt das Testament an, in dem Gurlitt das Museum zum Alleinerben gemacht hatte. Bis die Sache geklärt ist, ist weiterhin der Nachlassverwalter für die Sammlung zuständig. Das Kunstmuseum Bern hat nach eigenen Angaben darum nur eingeschränkt Zugang zu den Werken der Sammlung.

 

Der Münchner Teil der Sammlung, der laut Werkliste zwar zu einem großen Teil aus Werken von Mitgliedern der Familie Gurlitt besteht, aber ebenfalls Bilder von Künstlern wie Renoir und Liebermann sowie von Edgar Degas und Otto Dix umfasst, war Anfang 2012 von der Staatsanwaltschaft Augsburg in Gurlitts Schwabinger Wohnung beschlagnahmt worden. Erst zwei Jahre später wurde bekannt, dass Gurlitt auch in seinem verfallenen Haus in Salzburg einen Kunstschatz hortete.

 

rg / dpa

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