Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hat ein miserables Bild von den Arbeitsbedingungen an Mittelschulen im Freistaat gezeichnet und die Staatsregierung zum Handeln aufgefordert. Gleichzeitig wandte sich der Verband entschieden gegen das Image der Mittelschule als „Restschule“.
Unter Berufung auf eine Befragung von 530 Lehrern beklagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel am Dienstag: „Es mangelt an allem – vor allem aber an dem Willen, dieser Schulart zu helfen.“ Er forderte kleinere Klassen und mehr Lehrer, damit die Schulen ihren Aufgaben nachkommen und die Kinder individuell fördern könnten.
Nur 55 Prozent der befragten Lehrer hielten die Lehrerversorgung für die Kernfächer an ihrer Schule für ausreichend. Nur jeder zehnte Lehrer hält die personelle Ausstattung für eine individuelle Förderung der Schüler für ausreichend. Und nur sechs Prozent der befragten 530 Lehrer gaben an, es gebe genug Personal für die Inklusion behinderter Kinder.
Problematisch erscheinen auch folgende Zahlen: 75 Prozent der Lehrer sagten in der BLLV-Studie, dass es an ihrer Schule Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse gebe. Doch nur sechs Prozent der Lehrer haben demnach eine Aus- oder Fortbildung in Deutsch als Zweitsprache.
Wenzel beklagte, dass Mittelschulen das „schulpolitische Stiefkind“ der Politik seien. Tatsächlich stimmten in der BLLV-Befragung 71 Prozent der Lehrer der Aussage zu, dass „Restschule“ die richtige Bezeichnung für die Stellung der Mittelschule im bayerischen Schulsystem sei. Wenzel nannte dies erschreckend. Die Politik müsse dringend daran arbeiten, das Image der Schulart zu verbessern.
Das Kultusministerium erklärte, jede Einrichtung könne verbessert werden, betonte aber: „Sehr engagierte Lehrkräfte bereiten die jungen Menschen an gut 900 Mittelschulen auf ihren späteren Beruf, auf die Teilnahme in der Gesellschaft und auf ihren persönlichen Lebensweg vor.“
rg / dpa