Im Münchner NSU-Prozess hat die Mutter des mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos geschildert, wie ihr Sohn 1998 in den Untergrund ging. Er sei am Tag des Untertauchens in die Kaufhalle gegangen, in der sie arbeitete, und gesagt: «Mutti, es ist was passiert, ich muss fort, ich brauch‘ Geld». Sie habe ihm dann eine EC-Karte gegeben, sagte die 63-Jährige am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht München.
Die späteren mutmaßlichen NSU-Terroristen Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe waren nach der Durchsuchung einer von ihnen als Bombenwerkstatt genutzten Garage abgetaucht. Zwei Tage später habe ihr Sohn sie nochmals auf der Arbeit besucht, sagte Ilona Mundlos. Er habe gesagt: «Mutti, mit den Waffen habe ich nichts zu tun.» Ihm drohten sieben Jahre Haft – er müsse verschwinden, bis die Sache verjährt sei, und das dauere zehn Jahre. «Seitdem habe ich nie wieder von ihm gehört», so die Mutter des Rechtsextremisten, der sich Ende 2011 unter Fahndungsdruck das Leben genommen hatte.
Die Mutter schilderte auch, wie Beate Zschäpe sie am 5. November 2011 anrief. Am Tag zuvor hatten sich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall in Eisenach erschossen, um der Festnahme zu entgehen. Es war das Ende des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU). Zschäpe habe ihr am Telefon gesagt, dass etwas Schlimmes passiert sei. «Der Uwe ist nicht mehr, der Uwe lebt nicht mehr.» Er habe sich «in die Luft gesprengt». Sie solle im Fernsehen schauen, was in Eisenach passiert sei. Dort habe sie dann die Nachricht von dem Banküberfall und den Toten im ausgebrannten Wohnmobil gesehen.
Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe werden unter anderem zehn Morde zur Last gelegt. Opfer waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und eine Polizistin.
jn / dpa