Fr, 13.10.2017 , 09:55 Uhr

"Shit happens": Eine Stadtführung der besonderen Art

Ob „Heimscheißer“ oder nicht – in die Verlegenheit unterwegs ganz dringend auf die Toilette zu müssen, ist bestimmt jeder schon einmal gekommen. Und dann ist es doch wahrlich eine Erlösung, eine öffentliche Toilette zu kennen. Barbara Reis stellt genau diese in einer Stadtführung durch München vor.

 

60 Cent. Das ist der Preis, den man für öffentliche Toiletten in München bezahlen muss. Durchaus fair, denn in den allermeisten Fällen sind diese auch sauber. Das einzige Problem, das sich im Falle eines sich dringend anbahnenden Geschäftchens stellt, ist, eine solche öffentliche Toilette zu finden.

 

Zwar zeigen Schilder an S- und U-Bahnhöfen an, dass es dort WCs gibt, doch wo genau sich diese dann befinden, bleibt oft ein Rätsel. Und so gleicht die Suche nach einer öffentlichen Toilette in München oft dem Gang durch ein Labyrinth.

 

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

 

Sollte man zu den Glücklichen gehören, die den Zugang zu einer öffentlichen Toilette gefunden haben, ist ein weiterer Punkt für die Nutzung entscheidend: die Uhrzeit. Denn von Mitternacht bis sechs Uhr morgens sind die stillen Örtchen nämlich geschlossen. Und das, obwohl zu dieser Uhrzeit durchaus noch Verkehr auf den Gleisen ist.

 

Die ganz besondere Stadtführung

 

Um der Suche nach den öffentlichen Toiletten in München ein Ende zu bereiten, hat sich Stadtführerin Barbara Reis etwas überlegt. Eine Stadtführung soll Licht ins Dunkel der Toiletten-Geschichte bringen. Vom Isartor über den Viktualienmarkt und den Marienplatz bis fast zum Odeonsplatz wandert Reis mit ihren Teilnehmern durch München und erklärt was es mit der Münchner Reinlichkeit und den öffentlichen Toiletten auf sich hat.

 

Gerade einmal 100 öffentliche Toiletten befinden sich in München. In einer Stadt, mit mehr als 1,5 Millionen Einwohnern und 14 Millionen Touristen jährlich. Zusammen mit Kollegin Diana Hipp begann Barbara Reis die Toilettenführung – auch als Protest gegen die vernachlässigte Toilettenkultur der bayerischen Landeshauptstadt. Das Problem, mal zu müssen und kein Klo in der Nähe vorzufinden, ist den beiden Stadtführerinnen bestens bekannt. Genau deshalb entschieden sie sich für diese spezielle Stadtführung. Am Ende der Führung ist dann nicht nur um ein wenig Münchner-Toiletten-Geschichte reicher, sondern weiß vor allem für die Zukunft auch wo sie sich verstecken.

 

„Scheißhausapostel“ Max von Pettenkofer verpasst München neuen Ruf

 

Als München im 19. Jahrhundert immer wieder mit Cholera-Epidemien kämpfen musste, forschte Max von Pettenkofer nach der Ursache. Und diese war schnell gefunden, als er den Menschen dabei zusah, wie sie ihre Fäkalien vor die Haustüre kippten. Das Kanalsystem, wie es noch heute in München besteht, sollte die Lösung sein. Mit der neuen Kanalisation bekam auch Hygieniker, Max von Pettenkofer, den Namen „Scheißhausapostel“ verpasst. Seither gilt München als eine der saubersten Städte Europas. Und genau diese Reinheit erwarten die Münchner mittlerweile eben auch auf dem stillen Örtchen.

 

WC, 00 oder stilles Örtchen

 

Welchen Namen der Ort trägt, auf dem man sein Geschäft verrichtet, ist den Münchnern egal. Mit dem neuen Ruf, den die Stadt im 19. Jahrhundert verpasst bekam, war es den Bürgern mittlerweile aber wichtig, dass es zumindest einen absperrbaren Raum gibt, auf welchen man sich zurückziehen kann. Denn im Mittelalter fanden die Münchner Einwohner ihren Donnerbalken am Altstadtring in der Einschütt am jetzigen Radlsteg. Mit den Olympischen Spielen 1972 wanderten die Klos alle in den Untergrund – also in die S- und U-Bahnhöfe, wo man sie heute findet.

 

 

Weitere Kuriositäten über die Münchner Toiletten-Geschichte gibt es am 01. November bei der Führung von Barbara Reis und Diana Hipp. Los geht es um 14 Uhr im Innenhof am Isartor.

mhz

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