Christian Stückl bleibt bis 2025 Chef des Münchner Volkstheaters. Am Mittwoch unterschrieb er seinen neuen Vertrag, der alte lief bis 2020.
„Er ist dann länger als Helmut Kohl im Amt“, sagte der Münchner Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Im Gegensatz zu dem früheren Bundeskanzler sei Stückl aber immer neugierig und abwechslungsreich geblieben, „ein Theatervieh“. Er habe es geschafft, „Bewährtes und Neues, Tradition und Zukunft“ zu verbinden. „Das schaffen nicht alle.“ Stückl soll auch nach dem Umzug des Theaters in das Münchner Schlachthofviertel für Kontinuität sorgen.
Stückl, der auch die Passionsspiele in Oberammergau leitet, ist seit 2002 Volkstheater-Intendant. Unter ihm entdeckte ein junges Publikum das Haus, das erfolgreiche Nachwuchs-Festival „Radikal jung“ ist weit über die Stadtgrenzen bekannt. In einigen Jahren zieht das Theater um, 2021 soll es am neuen Standort wieder eröffnet werden. Er habe länger überlegt, ob er weitermachen soll, sagte Stückl. Aber: „Gerade über diese Bauphase möchte und muss ich weitermachen.“
Bei der Vertragsunterzeichnung sollte ursprünglich auch Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid dabei sein. Küppers las eine SMS von ihm vor, in der der CSU-Politiker sein Fernbleiben mit der aktuellen Entwicklung „in Hinblick auf die Abschmelzung der politischen Neutralitätspflicht“ begründete. Die Stadtrats-CSU kritisiert, dass das städtische Volkstheater und die städtischen Kammerspiele einen Aufruf zu einer Anti-CSU-Demonstration am Sonntag unterschrieben haben und fordert „dienstaufsichtsrechtliche Maßnahmen“.
Bei der Vertragsunterzeichnug äußerte sich Dr. Hans-Georg Küppers, Kulturreferent der Landeshauptstadt München, wie folgt: „Christian Stückl, Matthias Lilienthal und andere Kulturschaffende setzen sich aktiv ein für Humanität, die Wahrung der Menschenrechte, die Werte unseres Grundgesetzes und das gute Miteinander aller Menschen hier in München. Ich halte das in einer demokratischen Gesellschaft nicht nur für legitim, sondern auch für geboten – vor allem angesichts des Verfalls der politischen Streitkultur, der verbalen Verrohung in der öffentlichen Diskussion und der populistischen Meinungsmache. Position zu beziehen war und ist Teil unseres kulturellen Auftrags. Und wir werden uns all denen – auch Politikern – entgegenstellen, die sich in munterer Kaltblütigkeit, mit populistischer Stimmungsmache und voll eitler Selbstgerechtigkeit von demokratischen, kulturellen und moralischen Grundwerten unserer Gesellschaft verabschieden.“
dpa