Mi, 24.02.2016 , 13:25 Uhr

Trotz guter Wirtschaft: Fast 15 Prozent der Bayern von Armut bedroht

Der Paritätische Wohlfahrtsverband legt den neuen Armutsbericht vor: Demnach sind in Bayern 1,7 Millionen Menschen von Armut bedroht. Besonders schwer zu kämpfen haben Rentner, Alleinerziehende und Erwerbslose – trotz wirtschaftlich guter Zeiten.

 

1,7 Millionen Menschen, bzw. 14,6 Prozent der Bayerischen Bevölkerung sind von Armut bedroht und das, obwohl es wirtschaftlich eigentlich gar nicht schlecht läuft. Das geht aus dem neuen Armutsbericht hervor, den der Paritätische Wohlfahrtsverband am Dienstag vorgelegt hat.

 

„Diese Zahl zeigt, dass in Bayern viele Menschen nicht vom Wirtschaftswachstum und den neu entstandenen Arbeitsplätzen profitiert haben“, kritisiert Margit Berndl, Vorstand für Verbands- und Sozialpolitik des Paritätischen Wohlvartsverbands in Bayern.

 

Im Vergleich mit den anderen Bundesländern stehe Bayern zwar auch diesmal wieder gut da, doch: „Nur weil die Situation woanders schlechter ist, heißt das nicht, dass in Bayern die Welt für alle in Ordnung ist. In Bayern wird Armut gern kleingeredet“, kritisiert Berndl. „1,7 Millionen Menschen, d.h. insbesondere Familien mit vielen Kindern, Alleinerziehende und Ältere, leben unter schwierigen Bedingungen. – Das ist eine enorme Zahl, die die Politik nicht einfach übersehen darf!“, so Berndl.

 

Ab wann ist man in Bayern von Armut bedroht?

 

Als armutsgefährdet gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen muss. In Bayern liegt die Armutsschwelle für Singles bei 973 Euro pro Monat. Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren muss mit weniger als 2043 Euro auskommen. „Bedenkt man, wieviel dafür allein für die Miete ausgegeben werden muss, wird klar, dass es gerade für das Nötigste zum Leben reicht“, so Berndl.

 

 

In der Wohnungspolitik hat die Bayerische Staatsregierung versagt
Der Sozialwohnungsbestand in Bayern hat sich laut der Mitteilung in den letzten 15 Jahren von 250.000 auf 130.000 nahezu halbiert. Insbesondere Gering- und Mittelverdienende seien die Verlierer der Bayerischen Wohnungspolitik. Die Bayerische Staatsregierung hat ein Sonderprogramm aufgelegt. Bis 2019 sollen 28.000 neue staatliche bzw. staatlich geförderte Mietwohnungen entstehen. „Das ist sicherlich ein guter Anfang, aber schon vor den Flüchtlingen hätten Sozialwohnungen in sechsstelliger Höhe gefehlt. Die Versäumnisse der vergangenen Jahre lassen sich so nicht aufholen, klagt der Verband.

 

Am stärksten von Armut gefährdet sind Alleinerziehende
Die höchste Armutsgefährdungsquote in Bayern haben Alleinerziehende mit 42 Prozent. Das sind 170.000 Frauen (90%) und Männer mit einer großen Anzahl Kinder, die besonders unter dem Armutsrisiko leiden. Gründe dafür seien unter anderem: Die schwierige Situation für Frauen und Mütter auf dem Arbeitsmarkt, unregelmäßige Unterhaltszahlungen und Betreuungsangebote für Kinder, die nicht mit dem Job vereinbar seien. Der Verband fordert dehalb, dass in Bayern mehr in die KITA-Qualität und in die Flexibilität der Betreuungsangebote investiert wird.

 

Kinder werden durch Armut ausgegrenzt

 

„Armut grenzt aus – auch und besonders Kinder und Jugendliche“, stellt Susanna Kaiser, Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Bayern, fest. Die möglichen negativen Folgen von Kinderarmut für das kindliche Wohlbefinden und die Gleichheit von Lebenschancen sind lange bekannt: Sie reichen vom schlechteren Gesundheitszustand über beengte Wohnverhältnisse in benachteiligten Wohnquartieren bis hin zu geringerer sozio-kultureller Teilhabe. Armut verhindere auch bei uns in Bayern noch zu oft erfolgreiche Bildungsbiographien.“

 

„Wir dürfen, wir sollten und wir können es uns nicht leisten, auch nur ein Kind zurückzulassen. Wir brauchen endlich eine Strategie gegen Kinderarmut in Bayern!“, fasst die Vorsitzende die Forderungen an die politischen Entscheidungsträger im Freistaat zusammen.

 

 

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