Fr, 10.01.2014 , 18:12 Uhr

Weltbild-Verlag ist insolvent

Bereits im Sommer 2013 schreckten Berichte über eine mögliche Insolvenz die Beschäftigten des Weltbild-Verlags auf. Tausende Jobs sind in Gefahr, das Filialgeschäft ist nicht betroffen. Verdi greift die kirchlichen Eigentümer scharf an.

 

 

Der angeschlagene katholische Weltbild-Verlag hat Insolvenz beantragt. Es fehlten die nötigen Mittel für die Sanierung des kriselnden Unternehmens, teilte Weltbild am Freitag mit. Die Gruppe gehört zwölf Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin. Nicht betroffen sei das gemeinsam mit dem Buchhändler Hugendubel betriebene Filialgeschäft. Auch die Geschäfte in Österreich und der Schweiz sowie der Online-Buchhändler Bücher.de seien nicht tangiert.

 

Konkreter Auslöser für die aktuellen Schwierigkeiten sei ein Umsatzrückgang in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2013/14. Auch angesichts der in den kommenden drei Jahren erwarteten niedrigeren Erlöse habe sich der Finanzierungsbedarf für die Sanierung des Unternehmens verdoppelt.

«Gestern hat sich entgegen der Erwartung der Geschäftsführung herausgestellt, dass die notwendige Finanzierung nicht zur Verfügung stehen wird», hieß es in der Mitteilung.

 

Die katholische Kirche verteidigte ihre Weigerung für weitere Finanzspitzen. Die Bemühungen, das Unternehmen wieder zum Erfolg zu führen, seien leider fehlgeschlagen, teilte der Generalvikar des Erzbistums München und Freising, Peter Beer, mit. Beer ist Aufsichtsratschef bei Weltbild.

In den kommenden drei Jahre hätten bis zu 160 Millionen Euro zusätzlich aufgebracht werden müssen, um die Sanierung umzusetzen. Zudem müsse für die Entschuldung ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag angesetzt werden.

 

Ein derart hoher finanzieller Aufwand könne angesichts verbleibender Unsicherheiten nicht verantwortet werden. Die Gesellschafter bedauerten diese Entwicklung sehr. «Die Gesellschafter stehen in dieser schwierigen Situation zu ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern», sagte Beer. Man werde Mittel zur Abfederung sozialer Härten bereitstellen. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die katholische Kirche scharf. Über den Insolvenzantrag hatte zuerst «Handelsblatt Online» berichtet.

 

Der Weltbild-Verlag beschäftigt mehr als 6000 Menschen. Etwa zur Hälfte sind die Beschäftigten bei der Tochter DBH Buch Handels GmbH & Co. KG angestellt, die die klassischen Buchläden betreibt. DBH gehört zu gleichen Teilen Weltbild und der Buchhändlerfamilie Hugendubel und hat rund 420 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie viele Mitarbeiter von der Insolvenz konkret betroffen sind, wollte ein Sprecher am Freitag auf Nachfrage nicht sagen.

 

 

Auch Angaben zur genauen Zahl der Beschäftigten machte Weltbild nicht. Zunächst müsse sich der Insolvenzverwalter ein Bild machen. Der Betrieb solle zunächst weiterlaufen. Insolvenzverwalter soll Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz werden. Dessen Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner hatte unter anderem die Schlecker-Pleite verwaltet. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) zeigte sich betroffen von der Insolvenz und lud alle Beteiligten zu Gesprächen ein. Rund 2000 Beschäftigte arbeiten am Standort Augsburg.

 

Betriebsratschef Peter Fitz sagte: «Unser Unternehmen ist zukunftsfähig, davon waren wir immer überzeugt und sind es immer noch». Der Verlag hat seit langem zu kämpfen. Im Internet verkauft Weltbild wie der Konkurrent Amazon nicht nur Bücher, sondern auch andere Ware wie DVDs, Spielzeug oder Elektronik.

 

Im klassischen Verlagsgeschäft ist Weltbild ebenso aktiv und bringt jedes Jahr Hunderte Titel raus – von religiösen Büchern bis zu Kochratgebern.

 
Für Schlagzeilen hatte das kirchliche Unternehmen in der Vergangenheit wegen seines Erotik- und Esoterikangebotes gesorgt. Die Kirche will sich seit längerem von dem Verlag trennen, nur über den Weg herrschte bisher Uneinigkeit. Zuvor hatte es bereits im Sommer Berichte über eine mögliche Insolvenz gegeben. Der Buchhandel leidet seit Jahren unter der wachsenden Konkurrenz durch den Internethandel und hat mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen.

 

 

 

jn / dpa

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