Di., 11.08.2015 , 12:53 Uhr

Wieder bedeutet Zivilcourage zeigen nur Schmerz und Ärger

Thomas Barth wurde Ende Juni am U-Bahnhof Marienplatz brutal zusammengeschlagen, als er Zivilcourage zeigte. Der 21-jährige Schläger, den er stoppen wollte, erstattet jedoch nun paradoxerweise Anzeige gegen Barth. Der wehrt sich. Über einen Fall, in dem von Polizei bis Justiz nicht alles zu passen scheint, in dem aber auch die Täter-Opfer-Rolle verwirrend ist.

 

München – Nasenbeinbruch, eine angebrochene Augenhöhle, eine Gehirnerschütterung, Kiefer- und Rippenprellungen und lockere Schneidezähne. „Ich sah aus wie eine abgestochene Sau“, drückt Thomas Barth (46) seinen Gesundheitszustand nach dem Abend des 24. Juni aus. Noch heute bekommt er trotz Operation kaum Luft durch ein Nasenloch – es wird wohl auch nicht wieder werden wie davor.

 

Es war gerade 23 Uhr, Barth befand sich mit seiner Frau Wilma (45) auf dem Nachhauseweg, als ihn Wilma plötzlich am U-Bahnhof Marienplatz darauf aufmerksam machte, dass wenige Meter entfernt ein 21-jähriger Mann seine Freundin zuerst schubste, dann mit der Faust ins Gesicht schlug. Barth rannte hin, wollte der Frau zu Hilfe kommen. „Ich bin ihm wohl in den Rücken gesprungen“, erklärte Barth, dann wisse er nichts mehr. „Es ging ganz schnell. Ich war in kürzester Zeit bewusstlos.“

 

„Staatsanwältin verkennt Fakten“

 

Ein Zeuge schildert die Situation so: Sowohl Barth als auch der 21-Jährige seien zu Boden gegangen. Der Junge (1,90m) jedoch schneller wieder aufgestanden. Er soll Barth (1,74m) daraufhin mehrmals ins Gesicht geschlagen haben. Das zeigen laut Barth auch die Standbilder der Überwachungskamera. Umso fragwürdiger ist nun, warum der eigentliche Täter den 46-Jährigen nun anzeigte. Barth: „Er ist vorbestraft, gerade auf Bewährung und arbeitslos. Er hat Angst vor dem Knast.“

 

Doch wäre Reden nicht auch eine Alternative gewesen? „In diesem Moment nicht“, glaubt Barth. „Ich hatte die Geschichte von Tugce (zeigte in Offenbach Zivilcourage und starb an den Folgen ihrer Verletzung, Anm. d. Red.) im Hinterkopf, wollte so schnell helfen, wie es geht. Für mich gibt es da nichts. Eine Frau schlägt man einfach nicht und schon gar nicht mit der Faust.“

 

Vorwürfe macht er der Staatsanwältin, die diesen Strafbefehl gegen ihn erließ: „Die hat sich das Videomaterial wohl nie angesehen und verkennt die Fakten.“ Barth wird dagegen Einspruch einlegen und er hat gute Karten, denn das ganze Video liegt mittlerweile der Kripo vor.

 

„Werde wieder Zivilcourage zeigen“

 

Allerdings gibt es noch ein paar Ungereimtheiten. Zum einen kassierte auch seine Frau einen Strafbefehl über 1800 Euro. Sie gab einem Zivilbeamten „im Eifer des Gefechts aus Versehen“ eine Watschn. Der Polizist gibt an, seinen Dienstausweis gezückt zu haben, Wilma bezweifelt das.

 

Und dann wäre da noch die Geschichte mit der Aussage. Barth hat nämlich noch immer keine machen dürfen. Warum? Weil er angeblich noch am Tatort – unmittelbar nach der Bewusstlosigkeit und wie er selbst sagt „wahrscheinlich noch ganz ballaballa“ – ein Dokument unterzeichnete. In dem heißt es, er wolle eine Anzeige, jedoch keine Aussage machen.

 

Ob das noch nachgeholt wird, ist fraglich. Klar bleibt für Barth aber: „Zivilcourage würde ich jederzeit wieder zeigen.“

 

 

make

München thimas barth Zivilcourage

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 13.08.2025 Münchener Klischees widerlegt: Diese 3 Dinge stimmen einfach nicht! Klischee #1: München ist teuer Unbestritten führt München die Liste der teuren Städte in Deutschland an, vor allem wenn es um Wohnungen in der Altstadt, im Lehel oder in Schwabing geht. Quadratmeterpreise von 20 oder 30 Euro sind dort keine Ausnahme, sondern bittere Realität. Doch wer glaubt, das gesamte Stadtgebiet schwimme in einem Ozean aus 06.08.2025 Die Münchner Altstadt – was gibt es zu sehen? Marienplatz in München Der zentrale Stadtplatz wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter der Herrschaft des bayerischen Herzogs Heinrich des Löwen angelegt. Seinen Namen verdankt der historische Platz der Heiligen Jungfrau Maria – er wurde ihr jedoch erst 1807 verliehen, in der Hoffnung, dass die Schutzpatronin München vor einer Cholera-Epidemie bewahren würde. Seit 17.06.2025 Der Start-Up-Spirit Münchens und was er mit Kryptowährungen zu tun hat Denn München gehört zu den Städten, die vor Tech-Insider und Finanz-Experten nur so wimmelt. Es ist also kein Wunder, dass das Thema Krypto hier so richtig hoch im Kurs ist. Und das schon längst nicht mehr nur bei ein paar wenigen. Denn selbst Menschen, die eigentlich überhaupt nichts mit der Szene zu tun haben, sehen