Die Zahl der Einbürgerungen in Bayern ist im vergangenen Jahr wieder gestiegen. 15 638 Ausländer bekamen 2017 den deutschen Pass. Das waren 8,6 Prozent mehr Menschen als noch im Vorjahr, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München mitteilte. Besonders auffällig: Die Zahl der britischen Staatsangehörigen, die 2017 deutsche Staatsbürger wurden, hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit 974 sogar mehr als verdreifacht.
Diese Entwicklung liege «sicherlich auch am Brexit», erklärte der Minister. Im Juni 2016 hatte bei einem Referendum eine knappe Mehrheit der Bürger im Vereinigten Königreich für einen Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. «Nicht alle Briten wollen sich offenbar mit dem Ausstieg abfinden und die Errungenschaften der Europäischen Union weiter nutzen», sagte Herrmann.
Der Spitzenreiter unter allen Herkunftsländern war wie in den Vorjahren die Türkei. Von dort stammen 1926 Menschen (12,3 Prozent), die 2017 einen deutschen Pass bekamen.
Knapp 43 Prozent der in Bayern eingebürgerten Ausländer stammen aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Damit hat der Anteil an Unionsbürgern erneut zugenommen: 2015 waren es noch 35,5 Prozent, im Jahr darauf 38,1 Prozent. Den größten Anteil in dieser Gruppe machen Menschen aus Rumänien (1245) aus, gefolgt von den britischen Staatsbürgern.
Sechs Menschen überreichte der Innenminister am Montag ihre Einbürgerungsurkunde. Einer davon war Anthony Davies, vormals britischer Staatsangehöriger aus München. Er lebt seit 2004 in Deutschland und entschied sich sechs Monate nach dem Brexit, den deutschen Pass zu beantragen. «Meine Heimat ist jetzt Deutschland», sagte Davies. «Ich habe keine Pläne, zurückzugehen.»
Herrmann betonte, dass die deutsche Staatsangehörigkeit nach anspruchsvollen Kriterien verliehen werde. Wer eingebürgert werden will, muss seinen Wohnsitz demnach seit mindestens acht Jahren durchgehend in der Bundesrepublik haben. Weitere Voraussetzungen sind ausreichend Deutschkenntnisse und ein gesicherter Unterhalt.
dpa