Noch im November klangen die Kommentare aus dem Rathaus und der Staatskanzlei bezüglich des Tunnels sehr negativ. Nun hat sich die Lage aber geändert. Das Projekt geht weiter.
Umfragen zufolge würden mehr als 80 Prozent der Münchner gerne den Mittleren Ring unter den Englischen Garten verlegen. Der Autolärm wäre somit eingedämmt und auch sonst spräche viel für den Tunnel. Nur die Stadt und der Freistaat müssten sich noch klar zu dem Projekt bekennen. Bis jetzt blieb diese Bekennung jedoch eher symbolisch als klar. Politiker schwärmen von dem charmanten Projekt. Geht es jedoch um die konkrete Finanzierung, werden die Stimmen leiser. Deshalb schien das Projekt im November in Richtung Abgrund zu steuern.
Von der Staatskanzlei hieß es damals, dass eine ernsthafte finanzielle Beteiligug nicht geplant sei. Es wurde berichtet, dass man das Projekt gar nicht fördern könne, da die Stadt es nicht für zwingend notwendig halte. Dieses Statement wurde vom Rathaus als das Ende einer schönen Idee interpretiert, denn ohne den Freistaat sei nicht mehr an eine Realisierung zu denken.
Die Stadt-Spitze um Bürgermeister Josef Schmid und Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, das Projekt weiterbetrieben. Reiter habe Schmid den Auftrag gegeben, mit der Bundesregierung über das „charmante Projekt“ zu reden. Offensichtlich waren diese Gespräche gut gelaufen, denn Schmid berichtete, er habe mit Verkehrsminister Joachim Herrmann, Finanzminister Markus Söder und mit Kultusminister Ludwig Spaenle gesprochen.
Markus Söder ist im Kabinett für den Englischen Garten, der dem Freistaat gehört, zuständig. Söder ist ein Unterstützer der Tunnel-Idee, was sich auch schon zeigte, als er zu Fototerminen in den Park kam, um sich für das Projekt auszusprechen. Laut einer Sprecherin soll er ein großer Fan des Projekts sein und sogar die Oberflächengestaltung finanzieren wollen. Ein Konzept ist derzeit in Bearbeitung.
Die größten Kosten fallen jedoch für den Tunnelbau selbst an. Die enormen Kosten des Mammutprojekts werden auf 70 – 120 Millionen Euro geschätzt. Dennoch ist Bürgermeister Schmid optimistisch. Wie der Merkur berichtete, sei er beim Freistaat auf positive Resonanz gestoßen und das Projekt werde intensiv geprüft.