Immer weniger Menschen in Bayern sind zur Organspende bereit. Nach dem Transplantationsskandal tut sich die Gesundheitsbranche schwer, das Vertrauen der Bürger in die Vergabepraxis bei der Organspende zurückzugewinnen. Das wirkt sich auf die Statistik aus.
Frankfurt/München – In Bayern haben im vergangenen Jahr weniger Menschen nach ihrem Tod Organe gespendet. Auch die Zahl der gespendeten Organe ging zurück. 121 Menschen spendeten 382 Organe, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Donnerstag in Frankfurt am Main mitteilte. Im Jahr 2015 waren es noch 139 Spender und 475 Organe. Die Spendenbereitschaft war nach Bekanntwerden von Manipulationen bei der Organvergabe massiv zurückgegangen.
Auch bundesweit war die Entwicklung negativ: Die Zahl der Organspender sank von 877 auf 857, die der nach dem Tod gespendeten Organe von 2901 auf 2867. Laut DSO warten mehr als 10 000 Menschen in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan. Die Stiftung beruft sich auf vorläufige Zahlen, einzelne Nachmeldungen seien möglich.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) verwies darauf, dass allein im Freistaat etwa 1500 Menschen ein Spenderorgan benötigten. Deshalb wolle sie weiter die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses Thema lenken: «Wer zu Lebzeiten eine klare Entscheidung trifft und in einem Organspendeausweis dokumentiert, entlastet seine Angehörigen in sehr schweren Stunden.»
Angesichts der im europäischen Vergleich niedrigen Organspendezahlen forderte auch DSO-Vorstand Axel Rahmel, das Schicksal der Patienten auf den Wartelisten nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Organspende als Akt der Nächstenliebe und das Engagement der Transplantationsbeauftragten in Krankenhäusern benötigten mehr Wertschätzung.
Kritik kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Vorsitzender Eugen Brysch sagte, die Krankenkassen in Bayern hätten seit 2012 rund 16 Millionen Euro für Werbung zum Thema Organspende ausgegeben, aber: «Das Geld verpufft ohne Wirkung. Wann endlich erkennen die Akteure, dass so kein Vertrauen geschaffen werden kann.» Fehlende Transparenz lasse sich nicht durch Marketing ersetzen.
dpa