Di, 03.01.2017 , 13:33 Uhr

"Alter Peter" - das zweite Wahrzeichen von München

Die älteste Kirche Münchens steckt voller Geheimnisse. Unser Alter Peter ist außerdem eine der beliebtesten Touristenattraktionen und hebt sich durch den außergewöhnlichen Panoramablick von seiner Aussichtsplattform hervor.

 

Die Peters-Kirche, oder wie die Münchner zu sagen pflegen, der Alte Peter, wurde bereits 1181 im romanischen Kirchenstil auf dem Petersbergl errichtet. Er ist 91 Meter hoch und war zu früheren Zeiten das höchste Gebäude der Stadt. Heute können Besucher auf der 56 Meter hohen Aussichtsplattform bei klarem Himmel eine über 100 Kilometer weite Sicht genießen. Um diese atemberaubende Aussicht genießen zu können, muss man allerdings zunächst 306 Stufen erklimmen – doch die Mühe lohnt sich.

 

Seine Geschichte

 

Im Laufe der letzten 800 Jahre wurde die Kirche einige Male umgebaut und so dem damalig „modernen“ Baustil angepasst. 1287 verwandelte sich der mittelalterliche Stil des Alten Peters in eine prunkvolle, gotische Ausgestaltung der Kirche. Während des 17. und 18. Jahrhunderts wurden besonders die Türme und der Altar im Stil des Barocks umgebaut. Der Umbau der Türme war dringend notwendig, da am 24. Juli 1607 ein Blitz die Spitzhelme der Türme vollständig zerstörte. In den darauffolgenden Jahren wurde allerdings auch das Langhaus dem Barock angepasst, dies wurde jedoch durch den Dreißigjährigen Krieg verzögert. Der Altar wurde aber erst Anfang des 18. Jahrhunderts dem spätbarocken Stil angepasst.

 

Die größte Zerstörung erlitt der Alte Peter während des Zweiten Weltkriegs. Das Gebäude wurde bis auf einen Sockelrest völlig zerstört. Die Rekonstruktionsarbeiten dauerten bis zum Jahr 2000 an.

 

Nicht nur das Gebäude des Alten Peters hat eine lange Geschichte, sondern auch die Turmuhren. Sie sind die ältesten der Stadt. Die insgesamt 8 Glocken stimmen sogar die Stadthymne an. Vier der noch bestehenden Glocken zählen zu den historischen, also zu denen, die von 1327 bis 1720 gegossen worden waren. Nur die älteste und kleinste der acht Glocken ist im Münchner Kirchengeläut nicht mehr zu hören. Sie ist jetzt im Untergeschoss zu besichtigen. Früher läutete die Glocke nur zur Ankündigung von Hinrichtungen auf dem Marienplatz.

 

 

Der „Alte Peter“ und seine Blitze

 

Neben den zahlreichen Umbauten der Kirche sticht darüber hinaus die Anzahl der Blitzeinschläge hervor – bei hohen Türmen nichts Ungewöhnliches, doch in historischen Dokumenten ist eine außergewöhnlich häufige Frequenz vermerkt. Die genaue Zahl ist leider nicht bekannt. Als „erfolgreichster“ Blitztreffer gilt der oben erwähnte Einschlag am 24. Juli 1607. Die beiden gotischen Turmspitzen brannten vollständig ab – gelöscht wurde der Brand, noch bevor er auf die Glockenstube übergreifen konnte. Hierdurch konnten schlimmere Schäden verhindert werden. Ungünstigerweise behinderte ein weiteres Gewitter den Wiederaufbau der Turmkuppeln. Zerstört wurde diesmal die neue Orgel. Der jüngste Einschlag ist auf den 27. Juli 1995 datiert. Knapp drei Meter neben dem Kircheneingang schlug der Blitz ein und verursachte glücklicherweise nur einen Schaden an den technischen Leitungen. Es scheint, als würde unser Alter Peter die Blitze auf magische Weise anziehen.

 

 

Die verborgene Kanonenkugel

 

Ein besonderes Detail stößt beim näherem Betrachten des Bauwerks ins Auge. Dicht neben einem der großen Kirchenfenster steckt eine Kanonenkugel fest zwischen den roten Backsteinen. Nein, steckengeblieben ist diese dort nicht von alleine: Die Erklärung liegt abermals viele Jahrhunderte in der Vergangenheit. In der Zeit des ersten Koalitionskrieges 1792, bei welchem der französische König Ludwig XVI. Österreich, Preußen und weiteren kleinen deutschen Staaten den Krieg erklärte, liegt der Beginn der Geschichte der Kanonenkugel. Drei Jahre später kämpften Österreich und Großbritannien noch gegen Frankreich. Das Kriegsterritorium reichte zu diesem Zeitpunkt bis nach Deutschland und daher bekriegten sich die Parteien nämlich auch in München – auf dem Gasteig. Dabei flog eine österreichische Kanonenkugel in die Stadt und stieß während einer Messe im Alten Peter durch ein Kirchenfenster in den Altarraum. Der Pfarrer beendete seine Messe trotz aller Aufregung und aufkommender Panik. Die Kanonenkugel bewahrte er auf und brachte sie nachträglich an der Kirchenwand an. Sie sollte fortan als Mahnmal gelten.

 

 

Historische und heilige Gräber

 

Wenn man sich den Alten Peter genauer anschaut, fallen bei einem Rundgang besondere Steinplatten an der Kirchenaußenwand auf. Es sind sehr alte Grabsteine, bei welchen noch in altdeutscher Sprache der Toten gedacht wird. Viele sind noch erhalten und gut lesbar. In den Kirchenwänden wurden nur sehr wichtige oder heilige Menschen bestattet. Um den, im 17. Jahrhundert in der Gesellschaft verankerten, „Memento-mori“-Gedanken („Gedenke, dass du sterblich bist“) zu versinnbildlichen, wurden der Peters-Kirche die Reliquien der heiligen Munditia geschenkt. Ihr Skelett wurde mit Gold verziert und ist in einem gläsernen Sarg in der Kirche zu sehen. Munditia ist eine Katakombenheilige und lebte um 250 in Rom.

 

 

Öffnungszeiten

 

Wer sich das fantastische Panorama, dass die Aussichtsplattform auf der Peterskirche bietet, nicht entgehen lassen will, kann zu den jeweiligen Öffnungszeiten die 306 Stufen erklimmen und München aus einer ganz anderen Perspektive erleben.

Winterzeit:

Montag bis Freitag: 9-17.30 Uhr

Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen: 10-17.30 Uhr

Schließung 18 Uhr

Sommerzeit:

Montag bis Freitag: 9-18.30 Uhr

Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen: 10-18.30 Uhr

Schließung 19 Uhr

Eintrittspreise:

Erwachsene: 2€

Schüler (ab 6Jahren)/ Studenten: 1€

Kinder unter 6 Jahren: frei

 

 

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