Dass ein 89 Jahre alter Mann wegen Mordes vor Gericht steht, wie derzeit in Memmingen, ist in Bayern eine absolute Ausnahme. In den Gefängnissen sitzen entsprechend überwiegend jüngere Häftlinge ein. Dennoch bereitet sich die Justiz angesichts der steigenden Lebenserwartung der Menschen darauf vor, es künftig häufiger mit greisen, gebrechlichen und dementen Gefangenen zu tun zu haben.
Nach Angaben des bayerischen Justizministeriums sind von den mehr als 8000 Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten im Freistaat aktuell weniger als drei Prozent älter als 65 Jahre. „Gesonderte Anstalten oder Abteilungen speziell für ältere Strafgefangene sind in Bayern bislang nicht eingerichtet“, sagt Ministeriumssprecherin Ulrike Roider.
Allerdings gebe es in den Justizvollzugsanstalten Einzellösungen für Senioren. So gebe es in Bayreuth in der Krankenstation einen Bereich, in den bevorzugt ältere Gefangene kämen. Zudem seien in 13 Einrichtungen insgesamt 55 behindertengerechte Haftplätze eingerichtet worden.
Auf längere Sicht plant der Freistaat, in einer Anstalt eine Abteilung speziell für ältere Insassen aufzubauen. Diese geriatrische Abteilung mit 24 Plätzen soll für Gefangene sein, die aus psychischen oder physischen Gründen im normalen Vollzug überfordert sind. „Diese Abteilung wird im Zuge des im Rahmen der Behördenverlagerung beschlossenen Neubaus einer Justizvollzugsanstalt in Marktredwitz realisiert werden“, erklärt Roider.
dpa