Ein Paar streitet über Banales. Am Ende ersticht der Familienvater seine Frau. Nun bittet er die Familie des Opfers um Verzeihung – und das Gericht um Milde. Seine Frau habe hohe Ansprüche gehabt: «Wenn man ihr heute den Mond schenkte, wollte sie morgen die Sonne.»
München – Ein wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagter Mann hat sich vor dem Münchner Schwurgericht für die Tat entschuldigt und um Gnade gebeten. «Ich bitte um Verzeihung», sagte der aus dem Irak stammende 53-Jährige, dessen Aussage übersetzt wurde, am Mittwoch zum Prozessauftakt. «Ich bitte das Gericht, mich von dem, was ich getan habe, zu befreien. Ich war nicht bei mir. Meine Kinder werden sich über meine Rückkehr sehr freuen. Ich danke Ihnen.»
Der Mann hatte am 7. Mai 2015 seine Frau nach einem heftigen Streit mit Fausthieben und Fußtritten misshandelt und dem bereits tödlich verletzten Opfer mit tiefen Messerschnitten die Kehle durchtrennt. Nach der Tat rief er selbst den Rettungsdienst. Er habe seine Frau umgebracht, sagte er am Telefon.
Die Staatsanwaltschaft geht von Mord aus niedrigen Beweggründen aus. Daneben komme auch eine besondere Grausamkeit in Betracht und damit im Falle eines Schuldspruchs eine besondere Schwere der Schuld, sagte der Vorsitzende Richter Norbert Riedmann.
Für die Staatsanwaltschaft spielt auch eine Rolle, dass die Frau sich angeblich von ihrem muslimischen Mann emanzipieren wollte. Der Angeklagte verfüge über ein Weltbild, in dem Frauen in ihrer Wertigkeit Männern unterlegen seien und diesen Respekt zu erweisen hätten.
Der Auslöser der Bluttat war aber nichtig. Laut Anklage tadelte der 53-Jährige seine 13 Jahre jüngere Frau, weil sie die zum Trocknen ausgelegte Hose des vierjährigen Sohnes nicht finden konnte. Danach ging es um die Erlaubnis zum Fernsehen für das Kind. Daran wiederum schloss sich ein Streit über die Erziehung des Buben und seiner beiden älteren Schwestern an.
Die Ehefrau soll ihrem Mann seine Arbeitslosigkeit vorgehalten und ihn mit Schimpfnamen beleidigt haben. Sie hatte laut Anklage zum Schluss ein Messer in der Hand. Mit einem Angriff habe sie zwar nicht gedroht, ihr Mann habe ihr Verhalten aber als Provokation empfunden. Vor Gericht sagte er am Mittwoch, er habe Angst gehabt, als er sie mit dem Messer gesehen habe.
Seine Frau habe hohe Ansprüche gehabt. «Wenn man ihr heute den Mond schenkte, wollte sie morgen die Sonne», sagte er. «Ich konnte ihre finanziellen Wünsche nicht erfüllen.» Sie habe ein Auto und ein Haus in Marokko gewollt, wo sie geboren wurde. Gegen den Mann wird voraussichtlich an zehn Tagen verhandelt.
(dpa/lby)