Fr, 19.09.2014 , 11:23 Uhr

Kokablätter im Unterricht: Lehrer weisen Schuld von sich

An einer schwäbischen Schule wurden im Unterricht Kokablätter an Siebtklässler ausgegeben. Zwei Lehrer stehen deshalb bereits zum zweiten Mal vor Gericht. Doch auch im Berufungsprozess weisen die Pädagogen die Schuld von sich.

 

Zwei Lehrer müssen sich seit Donnerstag erneut vor Gericht verantworten, weil in ihrem Unterricht Kokablätter verteilt worden waren. Einzelne Siebtklässler hatten die Blätter in den Mund genommen und zerkaut, andere nahmen sie mit nach Hause. Zum Auftakt des Berufungsprozesses vor dem Landgericht Memmingen wiesen die Pädagogen – ein Mann und eine Frau – die Schuld von sich. „Mir war nicht bewusst, dass da ein Unrecht geschieht“, sagte die 61 Jahre alte Angeklagte.

 

Ihr und ihrem 45-jährigen Kollegen wird Beihilfe zu unerlaubter Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige vorgeworfen. Sie hatten im November 2012 an einer Mittelschule in Weißenhorn (Landkreis Neu-Ulm) eine Peruanerin in den Erdkundeunterricht eingeladen, die vor den Schülern über die Sitten ihres Heimatlandes sprach. Die Frau, die an der Schule als Reinigungskraft tätig war, referierte in Landestracht vor zwei Klassen und präsentierte unter anderem Schmuck, Textilien, Musik und Tänze aus Peru.

 

Kinder haben auf Blättern gekaut

 

Auch getrocknete Kokablätter hatte sie als Anschauungsmaterial dabei. „Ein paar haben die Blätter genommen, darauf gekaut und wieder ausgespuckt“, schilderte ein heute 15-jähriger Schüler vor Gericht. „Es hat bitter geschmeckt“, sagte ein 14-jähriger Klassenkamerad. Gesundheitsbeschwerden habe es anschließend nicht gegeben. Die Blätter des Kokastrauchs gelten in Südamerika als Heilmittel. Da sie der Grundstoff für Kokain sind, sind die Blätter in Deutschland verboten.

 

Die Peruanerin, die als Zeugin geladen war, sah die Schuld nicht bei sich, sondern bei den Angeklagten. „Die Lehrer hätten mir sagen müssen, dass ich das den Schülern nicht zeigen durfte“, sagte sie unter Tränen. Weder sie noch die beiden Angeklagten wollen gesehen haben, dass einige Kinder die Blätter in den Mund genommen oder eingesteckt haben. „Wenn ein Schüler etwas mitnimmt, das bekommt man nicht mit“, sagte die Lehrerin.

 

In einem ersten Verfahren vor dem Amtsgericht Neu-Ulm waren die Lehrkräfte freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt, weil in dem ersten Prozess keine Schüler als Zeugen gehört wurden. Die Peruanerin ist bereits rechtskräftig verurteilt worden – sie erhielt eine Geldstrafe zur Bewährung. Am Ende des ersten Prozesstages schlug der Staatsanwalt eine „verfahrensbeendende Absprache“ vor. Bis zum nächsten Termin am 25. September wollen die Prozessbeteiligten über dieses Angebot beraten.

 

RG / dpa

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